Pflege
Grundlagen
Die onkologische und palliative Pflege beschäftigt sich mit der Versorgung schwerstkranker und sterbender Patienten. Das Ziel dieses Konzeptes ist die Schaffung von Strukturen, die den Patienten mit seinen An- und Zugehörigen umfassend begleitet. Der Mensch steht im Mittelpunkt jeden Handelns.
Das Pflegeleitbild der Rhön Klinik AG, die Pflegeziele am UKGM, Standort Gießen, und das Leitbild der Abteilung internistische Onkologie und Hämatologie bilden die Grundlagen des Konzepts.
Nachfolgend finden sich einige Definitionen, die das Fachverständnis erleichtern.
Onkologie
Im engeren Sinne ist die Onkologie der Zweig der inneren Medizin, der sich der Prävention und Diagnostik sowie der konservativen Therapie und der Nachsorge von malignen Erkrankungen widmet.
Onkologische Chirurgie
Als Onkologische Chirurgie werden die Maßnahmen bezeichnet, die durch ihre Durchführung die Voraussetzung schaffen, maligne Erkrankungen einzudämmen, sie zu isolieren, und somit behandelbar zu machen. Im Zentrum für Allgemein- und Thoraxchirurgie begann man 1977, die isolierte Perfusion beim Melanomen einzuführen.
Durch weiterführende Forschung gelang es weiterführende Erkenntnisse zu erlangen. 1982 initiierte K. R. Aigner die internationale Kongressreihe ICRCT über Regionale Chemotherapie und habilitierte am „Zentrum für Allgemein- und Thoraxchirurgie“ in Gießen über Techniken der regionalen Chemotherapie und der chirurgischen Onkologie.
Palliativmedizin
Palliativmedizin ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin „die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten (voranschreitenden), weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt“. Wobei die Lebensqualität des Patienten – sein subjektives Wohlbefinden, seine Wünsche und Ziele – im Vordergrund der Behandlung stehen. Aus diesem Grund ist die Palliativmedizin ein Teilbereich des Gesamtkonzeptes Palliative Care.
Pflegetheoretische Grundlagen
Die Grundlage des onkologischen und palliativen Denken und Handelns am UKGM Standort Gießen ist neben dem Leitbild der Rhön AG und der nachfolgend genannten Pflegephilosophie des Standortes der Ausspruch:
„Tue nichts, von dem du nicht willst, dass es Dir getan werde, und unterlasse nichts, von dem Du wünschst, dass es Dir getan werde!“
Pflegephilosophie
Die Pflegephilosophie umschreibt das Pflegeverständnis grundsätzlich.
Unter Pflege verstehen wir die Wahrung, Erhaltung und Förderung von Selbstpflegefähigkeiten der Patientinnen und Patienten unter Berücksichtigung ihrer individuellen physischen, psychischen und sozialen Bedürfnisse und Ressourcen. Pflegekräfte bieten je nach Bedarf Unterstützung bei der Pflege an oder übernehmen diese ganz. Die Würde der Patientin und des Patienten und das Recht auf Selbstbestimmung werden dabei uneingeschränkt gewährleistet.
Angehörige und Bezugspersonen werden mit Zustimmung der Patientinnen und Patienten in die Pflege miteinbezogen.
Um die genannte Philosophie zu leben und die gesteckten Ziele zu erreichen, ist es erforderlich,
- dass die qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegedienst mit fachlicher und sozialer Kompetenz gebündelt werden.
- dass Teamarbeit in der eigenen und übergreifenden Berufsgruppe stattfinden kann.
- dass das Anforderungsprofil der Pflegenden durch Fort- und Weiterbildung unterstützt und gefördert wird.
Pflegeziele
- Allen Patienten werden die Hilfen angeboten, die sie benötigen, um den höchsten Grad ihrer Selbständigkeit zu erhalten bzw. wieder herzustellen, um ihre Leiden zu lindern oder ihnen ein würdiges Sterben zu ermögliche.
- Die Pflege wird unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Ressourcen des Patienten fortlaufend in den Behandlungsprozess eingebunden.
- Im Rahmen des Krankenpflegeprozesses werden alle notwendigen Informationen gesammelt, Probleme erkannt, pflegerische Ziele daraus abgeleitet, der pflegerische Ablauf geplant, die Pflegemaßnahmen fachgerecht durchgeführt, exakt dokumentiert und ihre Wirkung regelmäßig beurteilt.
- Die Pflege wird unter Beachtung medizinischer, gesundheitsfördernder, ökologischer und wirtschaftlicher Aspekte sowie nach den Vorschriften der Krankenhaushygiene durchgeführt.
- Eine enge Zusammenarbeit mit dem Patienten und den ihm Nahestehenden sowie mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ärztlichen, therapeutischen, sozialen und pflegerischen Dienstes und mit allen übrigen Einrichtungen des Klinikums wird von den Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes konstruktiv gefördert.
- Die Pflegequalität wird durch regelmäßige Evaluation verbessert, dabei werden aktuelle Ergebnisse der Pflegeforschung mit einbezogen.
- Neue Mitarbeiter/innen, Pflegeschüler/innen und Praktikanten/innen werden unter zielgerichteter Anleitung in das Pflegeteam des Klinikums integriert und lernen, sich mit den Zielvorstellungen zu identifizieren.
- Die Mitarbeiter/innen des Pflegedienstes vertiefen ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten durch regelmäßige Teilnahme an den Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen des Klinikums, der Berufsverbände und anderer Einrichtungen und setzen die gewonnenen Kenntnisse auch durch Weitergabe an andere in die Praxis um.
- Die leitenden Mitarbeiter/innen des Pflegedienstes schaffen die Voraussetzungen zur Realisierung dieser Ziele und tragen Sorge für die Gesundheit, Sicherheit und Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeiter/innen. Sie tragen damit aktiv zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Pflege bei.
Leitbild
Der Patient steht im Mittelpunkt der Bemühungen Aller, mit dem Ziel eine für ihn bestmögliche Lebensqualität zu erreichen bzw. zu erhalten.
- Die Würde des Menschen ist jederzeit gewahrt und jeder Mensch wird als Individuum wahrgenommen.
- Die Einzigkeit des Menschen beinhaltet das uneingeschränkte Recht zur Selbstbestimmung.
- Entgegengebrachtes Vertrauen wird nicht missbraucht.
- Die Selbstpflegefähigkeit des Patienten wird berücksichtigt und wenn möglich gefördert. Hier findet das Pflegemodell nach Monika Krohwinkel (Modell der Aktivitäten und existenziellen Erfahrungen des Lebens AEDL) seine Anwendung.
Die Arbeit im Team nutzt die gemeinsame Zielsetzung als Basis.
- Das multiprofessionelle Team, bestehend aus Gesundheits- und Krankenpflege, Pflegeexperten, Ärzten, Physiotherapeuten, Psychoonkologen, Seelsorge und zentrale Pflegeüberleitung, arbeiten eng miteinander.
- Die berufsübergreifende Zusammenarbeit, Transparenz, Dialog, Wertschätzung und Vertrauen sollen die Säulen für unser gutes Betriebsklima sein.
- Experten stellen ihr Wissen zu den verschiedenen Spezialgebieten zur Verfügung und unterstützen damit unser multiprofessionelles Team.
- Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung sind klar geregelt.
Erfolg durch Kompetenz.
- Die persönliche, soziale und fachliche Kompetenz wird durch regelmäßige Fort- und Weiterbildung auf hohem Niveau gehalten.
- Entscheidungen zu diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen basieren grundsätzlich auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und den anerkannten Leitlinien der entsprechenden Fachgesellschaften.
- Unsere apparative Ausstattung soll dem neuesten Stand der Technik entsprechen.
- Ein berufsübergreifendes, computergesteuertes Dokumentationssystem ermöglicht eine hohe Transparenz.
- Supervision und Fallbesprechungen, Stations- und multiprofessionelle QM-Konferenzen runden den patientenorientierten Austausch an.
Souveräne Leistung.
- Wir bemühen uns um eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit.
- Durch das Prinzip der Bereichspflege, bei der eine Pflegekraft eine bestimmte Anzahl von Zimmern betreut und so alleinverantwortlich die Versorgung der Patienten übernimmt, wird eine ganzheitliche Pflege gewährleistet.
- Wir sind dafür verantwortlich, dass die Patienten in ihrer jeweiligen Lebensphase, unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze, individuell und fachlich kompetent medizinisch versorgt, gepflegt und begleitet werden.
- Angehörige werden in Entscheidungen und in die Pflege mit einbezogen und können bei Bedarf bei den Patienten übernachten.
- Die Weiterentwicklung der Qualität unserer Arbeit wollen wir als einen permanenten Auftrag aller Mitarbeitenden erachten.
Interdisziplinäres Netzwerk.
- Alle in den Behandlungsprozess eingebundenen Fachabteilungen werden in regelmäßigen Konferenzen, Besprechungen und kontinuierlicher Kommunikation untereinander mit einbezogen.
- Für jeden Patient wird ein individueller Therapieplan erstellt.
- Die kooperative Zusammenarbeit mit externen Leistungserbringern ist erwünscht und wird gefördert.