Tumorchirurgie
Die Behandlung von Tumoren im Kiefer-Gesichtsbereich hat in Gießen eine besondere Tradition. Der Direktor der Klinik hat über viele Jahre in den Gremien des DÖSAK (Deutsch-Österreichisch-Schweizerischer Arbeitskreis für Tumoren im Kiefer-Gesichtsbereich) und der Deutschen Krebsgesellschaft mitgearbeitet und sich auch an der Entwicklung der Leitlinien beteiligt.
Allgemeines:
Im Kopf-Hals-Bereich manifestieren sich eine Vielzahl von verschiedenen Tumorerkrankungen. Diese Tumore können ein gutartiges oder bösartiges Wachstumsverhalten zeigen.
Der gutartige (benigne) Tumor verdrängt das umliegende Gewebe, ohne dieses zu infiltrieren und ohne es zu zerstören. Eine Absiedelung und Bildung von Tochtergeschwülsten findet bei dieser Art der Tumoren nicht statt. Diese Tumoren können meist unproblematisch entfernt werden. Ein Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) tritt nur sehr selten auf.
Dem gegenüber stehen die bösartigen (malignen) Tumoren, welche zerstörend in das umliegende Gewebe infiltrierend wachsen und Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Die Therapie dieser Erkrankungen ist sehr komplex und beinhaltet eine ausführliche Voruntersuchung (Staging).
Ablauf einer Tumorbehandlung:
Am Anfang der Behandlung jeder Tumorerkrankung erfolgt zunächst die Erhebung der Vorgeschichte und eine ausgiebige Untersuchung. Bei dem Verdacht einer bösartigen Geschwulst wird zunächst eine kleine Gewebeprobe aus dem Bereich des Tumors gewonnen und diese mikroskopisch untersucht.
Bestätigt sich der Verdacht, folgen weiterführende Untersuchungen, um das Ausmaß der Erkrankung einschätzen zu können. Für dieses sogenannte Staging stehen unserer Klinik modernste bildgebende Verfahren und Untersuchungen (Sonografie, Endoskopie, Röntgen, CT, MRT, PET-CT, Szintigraphie) zur Verfügung. In komplexen Fällen findet eine Diskussion im Rahmen der wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz statt. Oft wird das gemeinsame Vorgehen während der Tumortherapie durch verschiedene spezialisierte Fachrichtungen (Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Neurochirurgie, Ophthalmologie, Allgemeinchirurgie) teilweise auch in einer gemeinsamen Operation notwendig.
Das Ergebnis der Untersuchungen und die daraus resultierende Therapieempfehlung der verschiedenen Fachrichtungen wird in einem umfassenden und patientenbezogenen Gespräch erörtert. Auf Fragen wird ausführlich und verständlich eingegangen und dem Patienten sein Krankheitsbild vollständig dargestellt. Mögliche alternative Behandlungsverfahren werden angesprochen.
Je nach Ausmaß des Tumors, d. h. unter Berücksichtigung der Art, der Größe, der Lage und dem Vorhandensein von Tochtergeschwülsten, wird der Rahmen der Behandlung festgelegt. Die Entfernung des Tumors kann ambulant unter örtlicher Betäubung oder im Rahmen eines eintägigen stationären Aufenthaltes erfolgen. Bei ausgedehnten und bösartigen Tumoren wird ein längerer stationärer Aufenthalt, welcher auch in mehreren Abschnitten stattfinden kann, nötig sein.
Auf dem Gebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie treten bei Tumorerkrankungen nach operativer Entfernung manchmal Defekte auf, die Funktion oder Aussehen beeinträchtigen können. Die Operation findet daher unter besonderer Berücksichtigung der Ästhetik und der Funktion statt. Hierzu kommen spezielle plastisch-rekonstruktive Verfahren zum Einsatz, um ein weitgehend unkompliziertes Wiedereingliedern in den Alltag zu ermöglichen. Besonderen Wert legen wir hierbei auf die sofortige Wiederherstellung und Rekonstruktion mit Hilfe von mikrovaskulärem Gewebetransfer. Hierbei wird eine Defektrekonstruktion durch körpereigenes Gewebe meist bereits im Rahmen der Tumorentfernung durchgeführt.
Sollte unter bestimmten Umständen eine nachfolgende Bestrahlung oder eine Chemotherapie notwendig sein, wird diese unter Einbeziehung von Spezialisten der Onkologie und Strahlentherapie geplant und durchgeführt.
Nach Beendigung der stationären Behandlung erfolgt eine regelmäßige Nachsorgeuntersuchung in speziell dafür ausgelegten Sprechstunden. Diese dienen dazu ein erneutes Auftreten der Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, haben aber auch für den Patienten in seinem weiteren Weg eine beratende und unterstützende Funktion. Der enge Kontakt zu uns hilft bei der Früherkennung von Neuerkrankung und Rezidiven.