Kinderurologie
Kinderurologie
Die Kinderurologie wird unter der Leitung vom geschäftsführenden Oberarzt PD Dr. B. Altinkilic betrieben. In unserer Klinik wird das gesamte Spektrum der Kinderurologie abgedeckt. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Ärzten der Pädiatrie und Kinderradiologie mit wöchentlichen interdisziplinären Konferenzen. In enger Kooperation mit der erfahrenen Kinderanästhesie und der pädiatrischen Abteilung ist auch eine intensivmedizinische Betreuung sichergestellt. Sollte eine stationäre Behandlung bei Ihrem Kind (unter 12 Jahren) notwendig werden, erfolgt die Aufnahme in der Kinderklinik mit täglichen Visiten durch unsere urologische Abteilung. Dies garantiert eine durchweg gute Betreuung. Kinder, die sich tagesklinisch ambulanten operativen Eingriffen unterziehen müssen, werden in der Tagesklinik der anästhesiologischen Abteilung im Neubau Chirurgie aufgenommen. Wir bieten ein breites Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten, einschließlich modernen Op-Verfahren wie Endoskopie (z.B. Harnleiterspiegelungen), ESWL (Steinzertrümmerung mit Stoßwellenapplikation von außen) oder Laparoskopie (Schlüssellochoperation). Zusätzlich verfügen wir über moderne Ultraschallgeräte. Folgende Erkrankungen werden von uns regelmäßig behandelt:
Enuresis (Bettnässen)
Neben einer ausführlichen Erfassung der Symptomatik erfolgen im Rahmen unserer Sprechstunde die körperliche Untersuchung, die Urinanalyse sowie die Sonographie (Ultraschall) der Harnwege. Als mögliche Therapieformen bieten wir den Betroffenen neben einer medikamentösen Behandlung auch die Verwendung einer modernen Klingelhose an.
Hydrozele (Wasserbruch)
Während der körperlichen Entwicklung wandert der Hoden vom Bauchraum in den Hodensack hinab. Hierbei nimmt er auch ein Stück des Bauchfells (Peritoneum) mit. Die Verbindung zum Bauchraum verschließt sich im Regelfall bis zu der Geburt. Bei Fortbestehen dieser Verbindung kann sich der Hodensack jedoch mit Bauchwasser füllen. Typischerweise nimmt daher die Größe des Hodensacks beim Schreien des Kindes zu. Es besteht die Gefahr, dass sich Darmschlingen in diesem Wasserbruch verfangen und hieraus ein Darmverschluss entsteht. Daher sollte die Hydrozele bei einem Nichtverschluss dieser Verbindung im Intervall operativ verschlossen werden.
Hypospadie (Fehlmündung der Harnröhre)
Während der intrauterinen Entwicklung des Kindes bildet sich an der Unterseite des Penis die Harnröhre, die im Regelfall auf der Eichel endet. Bei einer Hypospadie befindet sich die Harnöhrenöffnung nicht in der Mitte der Eichel, sondern weiter unterhalb. Im Extremfall kann die Harnröhrenöffnung im Bereich des Hodensacks liegen. Neben dem kosmetischen Aspekt muss auch die Funktionalität (Samenerguss, Harnstrahlstärke) beachtet werden. Wir beraten Sie gerne ausführlich und bieten Ihrem Kind verschiedene Verfahren zur plastischen Rekonstruktion der Harnröhre an.
Infektionen
Immer wiederkehrende Infektionen finden nicht selten den Ursprung in anatomischen Variationen. In Zusammenarbeit mit der Kinderradiologie sind wir rasch in der Lage, mögliche Risikofaktoren für chronische Infektionen zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
Kryptorchismus (Hodenhochstand)
Der Hodenhochstand ist die häufigste angeborene Anomalie des Urogenitaltraktes (Häufigkeit 0,7 – 3% bei reif geborenen Jungen und bis zu 30% bei Frühgeborenen). Der Hoden Ihres Kindes sollte bis spätestens zum Ende des 12. Lebensmonates im Hodensack zu liegen kommen. Hierdurch können mögliche Folgeschäden wie mangelndes Hodenwachstum oder Unfruchtbarkeit vermieden werden. Nach einer gründlichen Untersuchung der Hodenlage mittels Palpation und Ultraschall besprechen wir mit Ihnen den Befund Ihres Jungen. Eine konservative Therapie (Hormonbehandlung) über 4 Wochen mit einem Nasenspray empfehlen wir in der Regel vor Durchführung einer Operation nach dem 6. Monat. Die Erfolgsraten hierfür liegen bei ca. 20%, so dass rein statistisch betrachtet jedes 5. Kind nicht operiert werden muss. Bei ausbleibendem Erfolg bieten wir typischerweise eine ambulante Operation zur Verlagerung des Hodens in den Hodensack an. Nur in wenigen Fällen ist ein stationärer Aufenthalt erforderlich. Dies betrifft insbesondere Patienten mit Bauchhoden, die einer laparoskopischen Hodensuche unterzogen werden und der Hoden anschließend in den Hodensack verlagert wird. Auch Kinder mit verschiedenen Begleiterkrankungen benötigen einen stationären Aufenthalt.
Megaureter (Harnleitererweiterung)
Ein Megaureter bezeichnet eine Erweiterung des Harnleiters. Im Regelfall ist der Harnleiter bei Kindern so dick wie eine Kugelschreibermine. Dieser Harnleiter kann unter bestimmten Umständen einen Durchmesser entsprechend dem Finger eines Erwachsenen annehmen. Als Ursachen hierfür kommt einerseits ein Zurückfließen des Urins aus der Harnblase in die Niere, andererseits eine Enge vom Übergang des Harnleiters in die Harnblase in Frage. Beide Formen werden in unserer Klinik bei bestehender Indikation operativ behandelt.
Nierenbeckenabgangsstenosen
Der von den Nieren täglich produzierte Urin wird in das Nierenbecken abgegeben. Von hier wird er über die Harnleiter in die Harnblase transportiert und verlässt schließlich über die Harnröhre unseren Körper. Bei einigen Kindern ist die Öffnung von dem Nierenbecken in den Harnleiter jedoch verengt. Dies führt zu einem Harnstau der Niere und fällt entweder im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung oder aufgrund von Schmerzen des Kindes in Bereich der Nierenlager auf. Nach entsprechenden Voruntersuchungen mit Ultraschall, Beurteilung der Nierenleistungsfähigkeit sowie der Abflussverhältnisse mittels nuklearmedizinischer Untersuchung (Szintigrafie) führen wir die Rekonstruktion dieser Enge durch eine sogenannte Nierenbeckenplastik durch. Die Erfolgsraten dieser Operation liegen bei ca. 98%. Der Eingriff kann bei Kleinkindern und Erwachsenen auch laparoskopisch durchgeführt werden.
Notfälle (Verletzungen, Hodenverdrehungen)
Wir behandeln sämtliche Notfälle im Bereich der Kinderurologie und stehen 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Neben Verletzungen handelt es sich typischerweise um akut aufgetretene Schmerzen im Bereich des Hodens oder des Nebenhodens. Während eine Hodenverdrehung immer einer operativen Therapie innerhalb von 6 Stunden nach dem ersten Auftreten der Beschwerden bedarf, können Verdrehungen von Anhangsgebilden (Hydatiden) des Nebenhodens auch konservativ mit Kühlung, Schonung, Hochlagerung und einer Schmerztherapie behandelt werden.
Phimose (Vorhautverengung)
Die Vorhautverengung ist bei ca. 90% aller Jungen im 1. Lebensjahr völlig natürlich. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer Lösung der Vorhaut von der Eichel, so dass im Schulalter nur noch ca. 2% der Jungen eine Phimose haben. Eine Vorhautverengung kann Ursache für eine lokale Infektion sein. In seltenen Fällen kann die Phimose derart ausgeprägt sein, dass es beim Wasserlassen zu einer Ballonierung oder gar zu einem Harnverhalt kommen kann. Wir bieten neben einer operativen Therapie (Beschneidung) eine lokale Therapie über 6 Wochen mit einer speziellen Cortioson-Salbe an. Diese hat typischerweise kaum Nebenwirkungen und bewirkt bei einigen Jungen eine starke Besserung der Vorhautverengung, wodurch eine Operation vermieden werden kann.
Urolithiasis (Nieren- und Harnleitersteine)
Auch Kinder können unter bestimmten Umständen an Nieren- oder Harnleitersteinen erkranken. In Abhängigkeit der Steinanzahl, -größe und –lokalisation stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Neben einem ultraschallgesteuerten Beschuss der Steine von Außen (Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, ESWL) besitzen wir verschiedene spezielle Instrumente für Kinder zur Spiegelung und Steintherapie des Harnleiters (Ureterorenoskopie, URS) von Innen. Dabei können die Steine z.B. mittels Laserstrahl zertrümmert werden.
Vesikoureteraler Reflux (VUR)
Hierbei kommt es zu einem Zurückfließen von Urin aus der Harnblase in das Nierenbecken. Dieses wird in der Regel durch einen zu kurzen Verlauf des Harnleiters in der Harnblase verursacht. Den Reflux gibt es in verschiedenen Ausprägungsgraden. Die Kinder fallen oft mit Harnwegsentzündungen auf. Die Spontanheilungsrate (Maturation) beträgt ungefähr 10% pro Jahr, so dass die ersten Lebensjahre keine operative Therapie sondern nur eine medikamentöse tägliche Prophylaxe mit Antibiotika notwendig wird. Es wird empfohlen, einen persistierenden Reflux jedoch bis spätestens im Grundschulalter korrigiert zu haben. Hier bieten wir Ihnen die klassischen Operationstechniken mit Verlängerung des Harnleiterverlaufs in der Harnblase an. Diese Operation hat eine Erfolgsrate von ca. 95%. Bei leichtem Reflux ist ferner eine minimalinvasive Methode mit Unterspritzung der Harnleitermündung im Rahmen einer Blasenspiegelung möglich.
WILMS-Tumoren
Bösartige Tumoren des Urogenitaltraktes, insbesondere Wilms-Tumoren der Niere, werden in engster Zusammenarbeit mit der onkologischen Abteilung der Kinderklinik behandelt. In der Regel erfolgt die Operation nach Durchführung einer Chemotherapie mit dem Ziel der Tumorverkleinerung. Hierbei werden auch komplexe Operationen mit Teilerhalt der Niere durchgeführt. Bei Bedarf können mittels endoskopischer Verfahren Harnleiterschienen vor- oder nach der Behandlung eingelegt werden.