Famulatur in der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie
Liebe Studierende,
Eine Famulatur bietet Ihnen die schöne Gelegenheit, sich bestimmte Bereiche der Klinik noch genauer anzuschauen. Egal, ob Sie gerade Ihr Physikum hinter sich haben und jetzt endlich die Klinik kennenlernen möchten, oder ob Ihnen unser Fach zu spät oder zu kurz im Lehrplan vorkam, hier können Sie es noch einmal außerhalb des curriculums vertiefen.
Die Anästhesie befasst sich nicht, wie es ihre griechische Übersetzung „Empfindungslosigkeit“ nahelegt, nur mit dem Ausschalten des Bewusstseins und des Schmerzempfindens, sondern vor allem auch mit dem Sicherstellen und Stabilisieren der Vitalfunktionen. Im Folgenden möchten wir Ihnen vorstellen, welche Vielfalt an Tätigkeitsbereichen es in der Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, aber auch der Schmerztherapie und Palliativmedizin gibt.
Anästhesiologie:
- Unsere Klinik führt jährlich mehr als 20.000 Anästhesien durch.
- Jede Anästhesie wird an die Risiken des operativen Eingriffs und den Gesundheitszustand des Patienten angepasst.
- Anästhesie bei Hochrisiko-Operationen erfordert lange, tiefe Narkosen, sowie invasive Zugänge (Arterielle Blutdruckmessung, zentraler Venenkatheter, großlumige Zugänge), und ein erweitertes hämodynamisches Monitoring zur kontinuierlichen Messung des Herzzeitvolumens und Steuerung der Kreislauftherapie
- Anästhesien bei niedrigrisiko-Operationen sollen gut steuerbar und effizient sein, und den Patienten postoperativ möglichst nicht länger beeinträchtigen
- Anästhesie bei besonders schmerzhaften Operationen erfordert präzise, ultraschallgesteuerte Nerven- und Plexusblockaden zur intra- und postoperativen Analgesie.
Als Lernziele stehen dabei zunächst im Vordergrund:
- Legen von großlumigen i.v. Zugängen
- Beurteilung des kardialen und pulmonalen Narkoserisikos anhand der ASA-Klassifikation
- Sicherer Umgang mit den wichtigsten, anästhesierelevanten Medikamenten
- Beurteilung der Atemwegsanatomie
- Beatmungstechniken und Atemwegssicherung
- Erlernen und Anwenden von Grundprinzipien der Hämodynamik und der Beatmung
Intensivmedizin:
Trotz gelegentlicher Berührungspunkte mit der Intensivmedizin, bleibt sie für viele Studierende lange sehr abstrakt:
- Was wird dort eigentlich genau gemacht?
- Und was tut eigentlich ein Intensivmediziner?
- Welcher Patient muss auf die Intensivstation?
- Und wie lange muss ein Patient dort bleiben?
Diese und andere Fragen, werden im Rahmen eines Einsatzes auf einer unserer beiden Intensivstationen beantwortet. Hier werden Sie wiederkehrende Krankheitsbilder und Symptomkomplexe der Intensivmedizin kennenlernen, wie z.B.:
- Respiratorische Insuffizienz
- Kardiale Dekompensation
- Sepsis
- Vigilanzminderung / Delir
- Organersatzverfahren
Notfallmedizin:
Im Rahmen einer Famulatur (in der Regel ca. 4 Wochen) ist es prinzipiell möglich auch im Notarztdienst zu hospitieren. Dies erfordert jedoch eine frühzeitige Planung, da die Hospitation mit dem DRK (Schuhe, Dienstkleidung) und der Dienstplanung (Einarbeitung anderer Notärzte und Notfallsanitäter) koordiniert werden muss. Bitte teilen Sie uns im Rahmen Ihrer Bewerbung bereits mit, ob Sie Interesse an einer Notarzt-Hospitation haben, damit wir die Verfügbarkeit von Hospitationsplätzen prüfen können und Sie rechtzeitig einplanen können.
Unsere Klinik besetzt gemeinsam mit anderen Abteilungen zwei Notarzt-Standorte, sowie permanent zwei Intensivtransporter des DRK, welche auch zur Primärrettung eingesetzt werden. Außerdem wird im Verbund mit der Uniklinik Gießen der Hubschrauber der Johanniter Luftrettung in Gießen besetzt.
Im Rahmen einer Hospitation können Sie die Vorgehensweisen der Ersteinschätzung von Patienten in der präklinischen Versorgung kennenlernen. Außerdem werden Sie häufige Symptomkomplexe und Krankheitsbilder sehen, die präklinisch einen Notarzteinsatz erfordern.
Schmerz- und Palliativmedizin
Die Anästhesie ist eines der wenigen Fächer, welchem in der heutigen Zeit der immer frühzeitigeren und verzweigteren Spezialisierung der Medizin noch zwei weitere Teilgebiete zugeordnet geblieben sind: Die Schmerztherapie und die Palliativmedizin.
Hier steht die ganzheitliche Betrachtungsweise von Patienten im Vordergrund. Der Blick liegt dabei nicht nur auf den körperlichen Beschwerden, sondern auch auf dem individuellen psychischen und seelischen Leidensdruck, der mit chronischen Schmerzen oder einer nicht mehr heilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit verbunden ist. In diesen Situationen zu helfen und angesichts existentieller Krisen und Probleme Leiden zu lindern ist der Schwerpunkt der Schmerz- und Palliativmedizin.
Im Rahmen Ihrer Famulatur möchten wir Ihnen auch gerne die Gelegenheit bieten, den Horizont ihres bisherigen Studiums zu erweitern und die ganzheitliche Betrachtungsweise von Patienten kennenzulernen.
Organisatorisches:
Bitte senden Sie die Famulaturanfrage an unser Sekretariat (Anaesthesie.MR@uk-gm.de) und teilen Sie uns gerne direkt mit, welche Bereiche Sie besonders interessieren, damit wir Sie entsprechend einplanen können. Insbesondere eine Notarzt-Hospitation erfordert eine sehr frühzeitige Planung (und gelingt uns leider trotzdem nicht immer).
Wir freuen uns über Ihr Interesse für die Anästhesie und hoffen, Sie bald persönlich kennenzulernen.