Interdisziplinäre amb. Chemotherapie (IAC)
Seit vielen Jahren werden im Universitätsklinikum Marburg ambulante Chemotherapien durchgeführt. Dies hat für den Patienten den Vorteil, dass er noch am gleichen Tag die Klinik verlassen und in seiner häuslichen Umgebung bleiben kann. Neben der Durchführung ambulanter Chemotherapien erfolgen auch weitere Therapien wie Erythrozyten- und Thrombozytengaben, Immunglobulininfusionen, Antikörpertherapien oder auch therapeutische Maßnahmen wie Pleura- und Ascitespunktionen (Abpunktieren von Wasseransammlungen im Brust- oder Bauchraum).
In den früheren Jahren erfolgten ambulante Chemotherapien in verschiedenen Bereichen des Klinikums. Teilweise konnten die Therapien aufgrund der fehlenden räumlichen Voraussetzungen nicht ambulant durchgeführt werden.
Im Jahre 2006 gelang es nun, eine interdisziplinäre ambulante Chemotherapie (IAC) zu gründen. Neben der Ambulanz der Hämatologie/Onkologie führen in diesen Räumen nun auch andere Fachdisziplinen ihre ambulanten Therapien durch. Hierzu zählen aktuell die Gynäkologie, die Gastroenterologie sowie die Urologie.
Weitere Fachdisziplinen sollen nach Erweiterung der Räumlichkeiten hinzukommen.
Vorteil der Zusammenlegung ambulanter Therapien verschiedener Fachdisziplinen ist vor allem die einheitliche Organisation, d.h. die Einhaltung eines hohen Standards zur Sicherung der Therapieplanung, -durchführung und weiteren Überwachung. Federführend ist hier die Hämatologie/Onkologie, die im interdisziplinären Gespräch die Umsetzung der Qualitätsanforderungen verantwortet und durchführt.
Seit 2007 hat sich der Ambulanzbereich mit interdisziplinärer ambulanter Chemotherapie und hämatologischer Ambulanz einem Zertifizierungsverfahren erfolgreich angeschlossen.
Im Personalbereich stehen die sehr gut ausgebildeten und erfahrenen Pflegekräfte (größtenteils Fachpflegeschwestern) den Patienten mit Rat und Tat zur Seite. Das Pflegeteam arbeitet fachübergreifend und ist unter der Leitung von Frau Ursula Feller in stetige Weiterbildungsprogramme eingebunden.
Neben dem Pflegeteam sind verschiedene Fachärzte im Ambulanzbereich tätig. Die Patienten stehen während ihrer Behandlungszeit stets unter ärztlicher Kontrolle, da mindestens ein Arzt immer anwesend ist. Neben den zwei hämatologischen Kollegen und einem gynäkologischen Kollegen arbeitet noch ein urologischer und gastroenterologischer Arzt vor Ort.
Im Anmeldungsbereich und der hämatologischen Ambulanz sind zwei qualifizierte Arzthelferinnen für die Aufnahme, Abwicklung von Formalitäten sowie Blutentnahmen im Ambulanzbereich der Hämatologie zuständig.
Die Möglichkeit einer psycho-onkologischen Betreuung und einer Ernährungssprechstunde können wir unseren Patienten seit 2007 ebenfalls anbieten. Diese Angebot wird von unseren Patienten gerne in Anspruch genommen und eine Ausdehnung der Sprechzeiten ist vorgesehen.
Erfreulicherweise konnte seit nunmehr 2008 eine gut funktionierende Vernetzung des Klinikums mit dem ambulanten Hospizdienst etabliert werden. Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit niedergelassenen Ärzten und Pflegediensten ist es nun möglich, über die Hälfte der Palliativpatienten bis zu ihrem Tode zu Hause fachlich qualifiziert zu betreuen.
Innerhalb des Klinikums wurde eine interdisziplinäre Schmerzambulanz integriert, die eine optimale Versorgung der Patienten bezüglich der Schmerzeinstellung gewährleistet.
Patienten, die in der interdisziplinären ambulanten Chemotherapie betreut werden, haben in aller Regel die Möglichkeit, an Studien teilzunehmen. Hier besteht ein breites Spektrum an Studien der verschiedenen Fachdisziplinen. Ein Zwang zur Teilnahme besteht aber nicht.
Ärzte aus dem stationären Bereich erhalten die Möglichkeit, in den Ambulanzbereich zu rotieren, um die Probleme und Versorgung ambulanter Patienten zu erlernen. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur breitgefächerten Ausbildung der Ärzteschaft.
Es erfolgen regelmäßige Teambesprechungen, interne und externe Fortbildungen sowie externe Zertifizierungsprogramme. Die Ambulanz ist mit ihren unterschiedlichen Fachdisziplinen in das Gesamtkonzept des Tumorzentrums Marburg (CCC – Comprehensive Cancer Center) eingebettet.