Telenotfallmedizin
Schon seit vielen Jahren bestand in den drei mittelhessischen Landkreisen Gießen, Marburg-Biedenkopf und Vogelsberg ein sogenanntes „Callback“-System zur Unterstützung des Rettungsdienstpersonals. Hiermit konnten Notfallsanitäter, Rettungsassistenten und Rettungssanitäter viele tausend Male im Einsatz von erfahrenen Notärzten telefonisch unterstützt werden, z.B. um verunfallte Patienten frühzeitig mit Schmerzmitteln zu versorgen.
2019 wurde dann mit finanzieller Unterstützung durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und die Kostenträger das Projekt „Telemedizin im Rettungsdienst in Mittelhessen“ gestartet. An diesem waren die drei genannten Landkreise, die Leistungserbringer im Rettungsdienst und das Zentrum für Notfallmedizin, u.a. durch die Übernahme des Medizinischen Projektmanagements, beteiligt. Es wurden 15 Rettungswagen in der Region mit der Möglichkeit ausgestattet, die Daten der Überwachungsmonitore und EKGs live an einen diensthabenden Telenotarzt oder eine Telenotärztin (TNA) zu schicken. Die Möglichkeit eines herkömmlichen, rein telefonischen, „Callback“ mit dem oder der TNA bestand für alle Fahrzeuge natürlich weiterhin. Beinahe die Hälfte der Telenotärzte und Telenotärztinnen sind Oberärzte des ZNotMed.
Nach insgesamt dreieinhalb Jahren Projektlaufzeit, lief dieses am 30.06.2022 aus. Wir konnten in dieser Zeit zeigen, dass das System in erheblichem Maße dazu beitragen kann, dass Notfallpatienten früher die richtige medikamentöse Therapie erhalten, unnötige Transporte in Krankenhäuser verhindert und vor allem überflüssige Nachforderungen von Notärzten an die Einsatzstelle vermieden werden. Die Notarzteinsatzfahrzeuge stehen somit für tatsächlich lebensbedrohliche Notfalleinsätze in ihrem Einsatzgebiet zur Verfügung. Es konnten aber auch mehrfach unmittelbar durch die telemedizinische Unterstützung, gemeinsam mit dem Rettungspersonal vor Ort, kritisch-erkranke Patienten vor Ort stabilisiert werden.
Auch wenn das geförderte Projekt ausgelaufen ist, besteht die Telenotfallmedizin in den drei Landkreisen vollumfänglich weiter. Mittlerweile wurden auch weitere Rettungs- und Krankentransportwagen mit den Telemetriesystemen ausgestattet.