Geschichte
Zeittafel der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg
1867 |
Die medizinische Fakultät bittet die neue preußische Unterrichtsverwaltung, die zu errichtende Nervenklinik mit der Universität in Verbindung zu bringen |
1871 |
Beginn der Errichtung der sogenannten "Provinzial-Irrenanstalt" am Platz "jenseits des Glaskopfes und diesseits des Forstgartens am linken Ufer der Lahn" (das heutige psychiatrische Landeskrankenhaus Marburg-Süd) |
1874 |
Inbetriebnahme der Anstalt. Direktor wird Heinrich Cramer |
1877 |
Berufung Cramers auf den an der Universität Marburg neu errichteten Lehrstuhl für Psychiatrie |
1894 |
Franz Tuczek, ein Schüler Cramers, übernimmt nach dessen Tod die Leitung der Anstalt und erhält den Ruf auf den psychiatrischen Lehrstuhl |
1904 |
Errichtung einer psychiatrischen Poliklinik in den Räumen der medizinischen Poliklinik, weil die Landesheilanstalt von der Stadt zu weit entfernt ist |
1913 |
Beginn des Baues der Psychiatrischen Universitätsklinik am Ortenberg |
1914 |
Fertigstellung von Aufnahmestation und Poliklinik der neuen Psychiatrischen Universitätsklinik am Ortenberg. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges wird der Weiterbau der Klinik eingestellt. Der Neubau wird zum Reservelazarett umgestaltet. Tuczek tritt in den Ruhestand |
1915 |
Nachfolger Tuczeks im Direktorat der Landesheilanstalt wird sein Oberarzt und Stellvertreter Professor Max Jahrmärker |
1919 |
Nachfolger Tuczeks auf dem psychiatrischen Lehrstuhl der Universität Marburg wird Robert Wollenberg. Ende der Personalunion von Anstaltsdirektor und Universitätsprofessor |
1920 |
Weiterbau der Psychiatrischen Universitätsklinik am Ortenberg. Die Eröffnung der nunmehr 72 Betten umfassenden Universitätsnervenklinik erfolgt am 01. Juni |
1921 |
Nachfolger von Robert Wollenberg, der einen Ruf nach Breslau angenommen hat, wird Georg Stertz. Unter dessen Leitung werden ein Wirtschaftsgebäude mit Desinfektionsraum sowie ein Stall für Versuchstiere eingerichtet |
1926 |
Stertz folgt einem Ruf auf die ordentliche Professur an der Universitätsklinik in Kiel. Zu seinem Nachfolger wird Ernst Kretschmer berufen, der durch seine bedeutenden Monographien "Der sensitive Beziehungswahn" (1918) sowie "Körperbau und Charakter" (1921) bereits internationales wissenschaftliches Ansehen erworben hatte. Kretschmers Konstitutionslehre wird aufgegriffen und weiterentwickelt von Klaus Conrad, der von 1939 bis 1948 als Oberarzt an der Klinik tätig war |
1946 |
Kretschmer folgt einem Ruf auf das Ordinariat an der Universitätsnervenklinik Tübingen. Sein Nachfolger wird Werner Villinger, der sich in Klinik und Forschung schwerpunktmäßig mit psychiatrischen Problemen des Kindes- und Jugendalters befasst und deshalb in der Nervenklinik eine Kinderabteilung von 35 Betten einrichtet |
1954 |
Berufung von Villingers Oberarzt Hermann Stutte auf das neugegründete Extraordinariat für Kinder- und Jugendpsychiatrie, womit an der Universität Marburg der erste deutsche Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie errichtet war. 1963 wird das Extraordinariat in ein Ordinariat umgewandelt und Stutte zum ordentlichen Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie ernannt |
1958 |
Eröffnung einer eigenständigen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie mit 52 Betten und einer Poliklinik am 21. April |
1959 |
Zum Nachfolger Villingers, der 1956 emeritiert wurde, sein Amt aber bisher weiter verwaltet hatte, wird Hans Jacob berufen. Unter der Leitung von Hans Jacob wird das Gebäude der Nervenklinik völlig neu gestaltet. 1967 wird der Flachbau der beiden geschlossenen Stationen, 1970 das Hauptgebäude und 1975 das Hörsaalgebäude errichtet |
1964 |
Berufung des Villinger-Schülers Helmut Ehrhardt auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Gerichtliche und Sozialpsychiatrie |
1966 |
Ernennung Ehrhardts zum Direktor des Institutes für Gerichtliche und Sozialpsychiatrie |
1976 |
Hans Jacob wird emeritiert. In der Folgezeit endet die institutionelle Einheit von Neurologie und Psychiatrie. Fortan entwickeln sich beide Disziplinen getrennt voneinander in jeweils eigenständigen Kliniken |
1979 |
Berufung von Wolfgang Blankenburg zum ersten Lehrstuhlinhaber der nunmehr von der Neurologie institutionell getrennten "Psychiatrischen Klinik und Poliklinik" |
1980 |
Gründung des "Medizinischen Zentrums für Nervenheilkunde", welches die Kliniken Psychiatrie, Neurologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie die Abteilungen für Neuroradiologie und Psychotherapie umfaßt |
1993 |
Nach der Emeritierung Blankenburgs wird zu dessen Nachfolger Jürgen-Christian Krieg vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München berufen. |
1994/95 |
Errichtung der beiden Forschungslabors - des Neurobiologischen Labors und des Schlaflabors - im Haus Bethanien |
1997 |
Neubau der Poliklinik der Abteilung für Psychotherapie und Verhaltensmedizin |
1998 |
Umfassende Renovierung des dringend sanierungsbedürftigen Flachbaus der beiden geschlossenen Stationen. Die Renovierungsarbeiten sind im Frühjahr 1999 abgeschlossen. |
2000 |
Einweihung der Turnhalle nach umfassender Renovierung |
2001 |
Beginn der sukzessiven Renovierung der einzelnen psychiatrischen Stationen im Hauptgebäude, die im Herbst 2006 abgeschlossen ist. |
2001 |
Die bisher als selbständige Abteilung geführte Klinik für Psychotherapie und Verhaltensmedizin wird in die Klinik für Psychiatrie integriert. |
2005 |
Neubau eines Patientencafes im Parterre des Hauptgebäudes |
2009 |
Nach Emeritierung von Jürgen-Christian Krieg wird Tilo Kircher vom Universitätsklinikum Aachen nach Marburg berufen. |
2009 |
Ein 3-Tesla-Magnet-Resonanz-Tomograph (MRT) zur Erforschung psychischer Störungen wird am Zentrum für Nervenheilkunde aufgebaut und der "Schwerpunkt BrainImaging" an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie etabliert. |
2010 | Am 16.4.2010 wird der 3-Tesla-Magnet-Resonanz-Tomograph (MRT) eingeweiht und steht nunmehr für Forschungszwecke zur Verfügung. (Bericht und Bilder vom Symposium) |
Weitergehende Darstellungen finden sich an folgenden Stellen:
- Rauh, P. & Topp, S. (2019) Konzeptgeschichten. Zur Marburger Psychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert. V&R Unipress, 1. Auflage.ISBN: 978-3-8471-0995-2
- Schäfer, M. L. (2004) Die Psychiatrie in Marburg - Historischer Rückblick. In H. Hippius (Hrsg.), Universitätskolloquien zur Schizophrenie. Band 2 (S. 213-223) Steinkopff Verlag, Darmstadt.
- Schäfer, M. L. (2002). Zur Geschichte der Psychiatrie in Marburg. In G. Nissen & F. Badura (Hrsg.), Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde. (S. 277). Königshausen u. Neumann, Würzburg