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Myo- und Pericarditisdiagnostik

Virusdiagnostik bei Myocarditis, Pericarditis, Perimyocarditis

1. Virusnachweisversuche aus Sekreten und Exkreten sind nicht sinnvoll.
Begründung:
Weder mit Virusisolierungsversuchen auf klassische Art (Zellkultur, Hühnerei, Versuchstier) noch mit Versuchen zum Nachweis viralen Antigens (z. B. ELISA), noch mit Techniken zum Nachweis spezifi-scher Nukleinsäuresequenzen kann nach übereinstimmenden Literaturangaben ein positiver Befund erwartet werden.
Als Erklärung wird angenommen, daß die kardiale Erkrankung eine Spätsymptomatik ist, bei deren Beginn das evtl. auslösende Virus aus den anderen Teilen des Organismus durch die Immunantwort bereits wieder eliminiert worden ist.

2. Falls aus anderem Grund Pericardergußflüssigkeit gewonnen wird, sollte ein Teil (1 bis 2 ml reichen) zum Virusnachweisversuch eingesandt werden.
Begründung:
Aus Pericardergußflüssigkeit kann hin und wieder Zytomegalievirus oder ein anderes Virus nachge-wiesen werden, das in diesen Fällen dann auch als Erreger der Pericarditis gilt. Positive Befunde sind aber selten, deshalb sollte nicht zu ausschließlich virusdiagnostischem Zweck punktiert werden.

3. Mit Hilfe von Antikörpertests eine frische oder kürzlich stattgehabte Infektion fest-stellen zu wollen, ist nicht sinnvoll.
Begründung:
Alle Viren, die als Erreger einer kardialen Infektion beschrieben worden sind, verursachen diese Er-krankung nur im seltenen Ausnahmefall als Komplikation. Der serologische Nachweis einer kürzlichen Infektion erlaubt deshalb in keinem Fall den Schluß, daß diese Infektion auch für die kardiale Sym-ptomatik verantwortlich sei. Dies gilt in besonderem Maße für die Gruppe der Enteroviren, die als be-sonders häufig unter den viralen Erregern von kardialen Entzündungen angenommen werden:
-  Sie erreichen hohe Durchseuchungsraten.
-  Die Infektion läuft normalerweise subklinisch ab.
Im Falle der Enteroviren kommt erschwerend hinzu, daß es keine kommerziell erhältlichen funktions-fähigen Antikörpertests gibt, die eine frische/kürzlich stattgehabte Enterovirusinfektion als solche nachzuweisen erlaubten.

4. In bis zu 50 % der Myocardbiopsien von Myocarditispatienten soll mit Hilfe von NS-Amplifikationstechniken enterovirale RNA nachweisbar sein. Die Befunde sind z. Zt. für die Patientenversorgung nicht relevant sondern von ausschließlich wissen-schaftlichem Interesse.
Begründung:
Die Diagnose „virusverursachte Myocarditis/Pericarditis/Perimyocarditis“ soll mit nahezu 100 %iger Sicherheit vom Pathologen mit Hilfe immunhistologischer Verfahren gestellt werden können. Welches Virus die Erkrankung ausgelöst hat, ist auf diese Weise zwar bisher nicht festzustellen, für die Patien-tenversorgung aber auch irrelevant, da die Therapie z. Zt. unabhängig davon, welches Virus die Ursa-che ist, ausschließlich in Bettruhe besteht.

Stand: 16.07.2009