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Aktuelle Forschung

LOEWE-Schwerpunkt "HABITAT" 
(Health Affected by Climate Change and Air Pollution – Pathophysiology and Regional Management)

 

Der Klimawandel wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als die größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit erkannt. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es jedoch weder ein umfangreiches Wissen zu wetter- und umweltbedingten akuten Krankheitsgeschehen noch personenbezogene Warnsysteme für von Extremwetterereignissen betroffene Menschen oder eine entsprechende Organisation des Gesundheitssystems. Extremwetterereignisse führen zu erhöhten Gesundheitsrisiken vor allem auch bei vorbelasteten Patient*innen und damit zu kurzfristig nicht kalkulierbaren Belastungen der medizinischen Versorgung. 

In „HABITAT“ arbeiten Expert*innen der Fachbereiche Medizin und Geografie der Philipps-Universität Marburg sowie des Fachbereichs Gesundheitswissenschaften der Hochschule Fulda gemeinsam. HABITAT wird im Rahmen der 16. LOEWE-Förderstaffel durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kultur über einen Zeitraum von 4 Jahren (2024-2027) gefördert (https://wissenschaft.hessen.de/forschen/landesprogramm-loewe/die-foerderstaffeln-von-loewe/16-loewe-foerderstaffel).

HABITAT hat zum Ziel, in interdisziplinärer Zusammenarbeit unter Einbeziehung künstlicher Intelligenz ein funktionierendes Prognosesystem zur Vorhersage individueller Risiken zu entwickeln, um damit durch Verhaltensanpassungen die Risiken akuter Krankheitsepisoden zu verringern, benötigte Ressourcen im Gesundheitsversorgungssystem vorhersagen und planbar machen zu können. 

Folgende Krankheitsbilder werden dabei genauer untersucht:

  • Herzinsuffizienz inkl. akuter kardialer Dekompensation bis kardiogener Schock, koronare Herzerkrankung, bradykarde und tachykarde Herzrhythmusstörungen
  • Chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen, Asthma bronchiale und Pneumonien
  • Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.uni-marburg.de/de/fb19/habitat

 
FORESEEN-Studie

(inFluence Of extReme wEather events on hypertenSivE disordErs in pregNancy and their complications)

Einfluss von Extremwetterereignissen auf hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft und deren Komplikationen prospektive, kontrollierte, nicht-interventionelle Studie mit Asservierung von Biomaterialien

Die FORESEEN-Studie, die im Rahmen des LOEWE-Forschungsschwerpunkts „HABITAT“ durchgeführt wird (https://www.uni-marburg.de/de/fb19/habitat), ist eine klinische Untersuchung im Bereich der Geburtshilfe. Ziel der Studie ist es, die Auswirkungen von Extremwetterereignissen, die infolge des Klimawandels zunehmend auftreten, auf die Entstehung hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen (HES) zu untersuchen.

Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen sind durch erhöhten Blutdruck und die Beteiligung mindestens eines Organsystems, wie z. B. der Nieren, gekennzeichnet. Diese Erkrankungen können kurz- und langfristig die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigen. Für das Baby besteht ein erhöhtes Risiko für Wachstumsstörungen, Frühgeburt oder, in seltenen Fällen, den Verlust des Kindes vor oder nach der Geburt. Langfristig sind Kinder von betroffenen Müttern anfälliger für Übergewicht, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch bei den Müttern steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen nach der Geburt.

Extremwetterereignisse, wie Hitzeperioden und erhöhte Luftverschmutzung, stellen eine besondere Gefährdung für vulnerable Gruppen, darunter schwangere Frauen, dar. Wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen Hitze- und Luftverschmutzungsepisoden und der Entstehung von HES besteht. Insbesondere scheint der Zeitpunkt der Hitzeexposition während der Schwangerschaft eine entscheidende Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen. 

Im Rahmen der geplanten Studie sollen die Zusammenhänge zwischen extremen Wetterbedingungen (Hitze, Kälte, Luftverschmutzung) und der Entstehung einer HES in Abhängigkeit von der Schwangerschaftswoche untersuchet werden.  Zudem wird erforscht, ob Komplikationen wie Präeklampsie, HELLP-Syndrom, peripartale Kardiomyopathien oder thrombotische Mikroangiopathien auftreten und welche gesundheitlichen Folgen diese für Mutter und Kind haben. Ein weiteres Ziel ist es, durch die Analyse von Biomaterialien (z. B. mütterliches Blut, Nabelschnurblut und Plazentagewebe) die zugrunde liegenden pathophysiologischen Prozesse besser zu verstehen.

Dazu werden Patientinnen, die eine HES entwickelt haben, sowie gesunde Schwangere, mit den gleichen Merkmalen (u.a. Alter, Gewicht, Schwangerschaftsalter) untersucht, um diese beiden Gruppen miteinander zu vergleichen.

Studienleitung HABITAT im Bereich Geburtshilfe

Dr. med. Corinna Keil (Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe)
Prof. Dr. Mareike Lehmann (Institut für Lungenforschung – Philipps Universität Marburg)
Für Rückfragen stehen wir gerne unter habitat.geb.mr@uk-gm.de zur Verfügung