Kopf-Hals-Tumore
Maligne (bösartige) Tumore im Kopf-Hals-Bereich gehören zu den häufigsten Tumorerkrankungen des Menschen. Diese Krankheitsgruppe umfasst Tumore von Kehlkopf, Rachen, Schlund und Mundhöhle sowie die Tumore der Nase, der Nasennebenhöhlen und der Speicheldrüsen. Sie stellen neben dem Schicksalsschlag für die Betroffenen und ihr soziales Umfeld eine besondere Herausforderung für die Behandelnden dar.
Maligne Kopf-Hals-Tumore sind nach wie vor eine häufig diagnostizierte Tumorentität. So stehen Krebsneuerkrankungen im Bereich von Mundhöhle und Rachen laut Robert-Koch-Institut in Deutschland bei Männern an 5. Stelle. Aufgrund der komplexen Anatomie und der entscheidenden Bedeutung der betroffenen Strukturen für grundlegende Funktionen wie Sprechen, Atmen und Schlucken, sind die Anforderungen an die Behandlung und das unterstützende Netzwerk für die Patienten erheblich. Eine therapeutische Versorgung auf höchstem medizinischen Standard und die bestmögliche Versorgung anzubieten, erfordert ein professionelles Team verschiedener Fachdisziplinen, die in einem intensiven interdisziplinären Dialog miteinander stehen.
Die aktuellen Behandlungskonzepte von Kopf-Hals-Tumoren bestehen bei lokal begrenzten Tumoren in einer alleinigen chirurgischen oder radioonkologischen Behandlung. Für fortgeschrittene Krankheitsstadien ist in der Regel ein interdisziplinärer, kombinierter Therapieansatz notwendig. Dieser beinhaltet zumeist eine Kombination aus Operation, Radio(chemo)therapie oder Radioimmuntherapie. Die operative Behandlung stellt demnach ein wesentliches Element in der interdisziplinären Behandlung von Patienten mit bösartigen Kopf-Hals-Tumoren dar. Diese operative Therapie umfasst die organerhaltende, minimalinvasive („Schlüsselloch-“) Chirurgie, sowie die offene Tumorchirurgie einschließlich der notwendigen Eingriffe zur funktionellen Rehabilitation mit besonderem Augenmerk auf die Rekonstruktion von Form und Ästhetik. Damit wird neben der Wahrung der onkologischen Sicherheit ein Höchstmaß an Lebensqualität gewährleistet.
Die Versorgung von Patienten mit bösartigen Erkrankungen im Kopf-Hals-Bereich am UKGM Marburg erfolgt interdisziplinär in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Kopf-Hals-Tumorzentrum, welches Teil des Comprehensive-Cancer-Center (CCC) Marburg ist. Die HNO-Klinik Marburg ist als Hauptkooperationspartner an diesem Zentrum beteiligt.
Jeder Patient mit einem bösartigen Tumor im Kopf-Hals-Bereich wird nach der histologischen Sicherung und der Ausdehnungsbestimmung vor der definitiven Behandlung bzw. im Verlauf der Therapie in einer interdisziplinären Kopf-Hals-Tumorkonferenz vorgestellt, um so ein optimales, auf das Krankheitsstadium angepasstes, individualisiertes Therapiekonzept festlegen und Empfehlungen aussprechen zu können. Die Mitglieder dieser Tumorkonferenz sind neben den betreuenden Kopf-Hals-Chirurgen aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und aus der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Vertreter aus den Kliniken für Hämatoonkologie, Radioonkologie, Radiologie und Pathologie sowie Vertreter der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie. Die Expertise der einzelnen Fachdisziplinen und die enge Zusammenarbeit ermöglichen eine optimale Tumortherapie auf der Grundlage der aktuellen klinischen und wissenschaftlichen Standards.
Für die Betreuung und Pflege der an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten stehen in unserem Zentrum darüber hinaus spezifisch weitergebildete onkologische Fachpflegekräfte und Psychologen, die sich auf die Betreuung von Krebspatienten spezialisiert haben (Psychoonkologen), zur Verfügung. Das Team unterstützt die Patienten auch bei der Kontaktherstellung zu Selbsthilfegruppen (Kehlkopfoperierte e.V., Gesichtsversehrte e.V.) und kümmert sich um eine möglicherweise notwendige häusliche Pflege oder Betreuung (Sozialdienst).
Wichtig ist uns dabei, dass der Patient mit seinen Wünschen und Vorstellungen intensiv in den Prozess mit einbezogen wird und dass, neben einer zeitnahen, effektiven aber auch möglichst schonenden Behandlung in Zeiten der „Hochleistungsmedizin“, der Patienten mit all mit seinen Sorgen individuell begleitet wird.
Sprechstunden:
Für Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren findet wöchentlich eine spezialisierte Tumorsprechstunde statt, in der sich Patienten mit neu diagnostizierten Kopf-Hals-Tumoren erstmals vorstellen oder an die sich Patienten während oder nach der Therapie zur Kontrolle/Nachsorge wenden können.
Informationen zur Tumorsprechstunde finden Sie unter unseren Spezialsprechstunden.
Leiter der Tumorsprechstunde ist Dr. med. Simon B. Klein