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Morbus Hirschsprung

Morbus Hirschsprung
Der Morbus Hirschsprung stellt eine Fehlentwicklung des Darm-Nervensystems (enterisches Nervensystem; ENS) dar. Während der Embryonalentwicklung wandern die Nervenzellen, von der Speiseröhre ausgehend, entlang des Darmes und kolonisieren diesen.  Die Nervenzellen koordinieren dort vor allem die Darmbewegungen, d.h. den Transport des Speisebreies und dessen Durchmischung, sind aber auch an der Regulation des Wasser und Elektrolythaushaltes und des Immunsystems beteiligt. Wandern die Nervenzellen nicht weit genug, so entsteht ein Darmsegment, in dem diese Zellen fehlen.  Die Länge des betroffenen Darmsegmentes kann variieren. Gemeinsam ist den Patienten, dass immer das Rektum (Enddarm) betroffen ist. Der Morbus Hirschsprung tritt bei ca. 1:5.000 Lebendgeborenen auf und ist bei Jungen und Kindern mit einer Trisomie 21 etwas häufiger zu finden. Selten treten familiäre Formen auf, bei der die Erkrankung vererbt wird. Hier sind bestimmte Mutationen der genetischen Information bekannt.

Symptomatik
Die meisten Kinder mit einem Morbus Hirschsprung fallen bereits im Neugeborenenalter auf. Das Absetzen des Mekonium (Kindspech) ist verzögert. Die Patienten leiden unter einer chronischen Verstopfung, die bis zum Darmverschluss mit galligem Erbrechen, stark geblähtem Bauch und dem Fehlen von Stuhlgang führen kann (Abbildung 1). In einigen Fällen kommt es zu einer akuten Darmentzündung (Enterokolitis), die in einigen Fällen lebensbedrohlich verlaufen kann. Kinder mit einem nicht behandelten Morbus Hirschsprung gedeihen schlecht.

Diagnostik
Neben der Krankengeschichte basiert die Diagnose vor allem auf zwei Verfahren. Neben einer Röntgen-Kontrastmittel-Darstellung des Dickdarmes, in der typische Kalieberschwankungen zu sehen sind, ist es vor allem die Untersuchung von Rektumbiopsien, die ein Fehlen der Nervenzellen zeigt und für die Erkrankung beweisend ist.

Therapie
Die Therapie besteht aus der operativen Entfernung des erkrankten Darmsegmentes. Während dies früher über eine große Bauchoperation durchgeführt wurde, stehen heute minimal-invasive Methoden, wie die Darmresektion über den Anus (transanale endorektale Durchzugsoperation) oder laparoskopisch (Bauchspiegelung) assistierte Verfahren zur Verfügung, die eine große Bauchoperation unnötig machen.
In einigen Fällen, vor allem beim Darmverschluss oder einer ausgeprägten Enterokolitis muss der Darm vorübergehend über einen künstlichen Darmausgang entlastet werden. Dieser wird nach der definitiven Operation dann wieder zurückverlagert.

Prognose
Die Prognose der Patienten bezüglich Verstopfung und Inkontinenz der Patienten wird in der Literatur sehr unterschiedlich beschrieben. Generell haben Patienten mit einem kurzen Morbus Hirschsprungsegment eine bessere Prognose als Patienten mit einer langstreckigen Erkrankung. In seltenen Fällen können auch Teile des Dünndarms betroffen sein, sodass auch die Aufnahme von Nährstoffen betroffen sein kann. In diesen Fällen ist mitunter auch eine teilweise Ernährung der Kinder über die Vene notwendig.