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Kompetenzen


Nuklearmedizinische Diagnostik

Die Nuklearmedizin begann vor etwa einem halben Jahrhundert und hat sich rasch in eine selbständige medizinische Disziplin zur Diagnose und Therapie ernsthafter Erkrankungen entwickelt. Sie untersucht, dokumentiert Organ- und Gewebsfunktion und –struktur im Gegensatz zu konventionell radiologischen Verfahren (Röntgendiagnostik), die Bilder auf der Basis der individuellen Anatomie kreiert. Viele nuklearmedizinische Verfahren können das Ausmaß der Funktion oder Funktionsstörung in beliebigen Organen oder Geweben messen und damit Informationen liefern, wie sie mit keinem anderen diagnostischen Verfahren verfügbar wären. Zusätzlich sind nuklearmedizinische Verfahren sehr empfindlich in der Detektion von Organ- oder Gewebsfehlfunktionen, so dass diese bereits erkannt werden, bevor sie körperliche Symptome verursachen. Es gibt nahezu kein Organ oder Organsystem, das nicht nuklearmedizinisch in seiner Funktion untersucht werden kann. Einige Beispiele hierfür finden Sie im Folgenden:

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Schilddrüse:

Zur Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen werden neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung und der Untersuchung von Schilddrüsenhormonspiegeln im Blut Ultraschall und Szintigrafie mit Technetium-99m-Pertechnetat sowie radioaktiven Jodisotopen eingesetzt. Zur Therapie gehört die Verbesserung der Jodversorgung, die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen, die medikamentöse Bremsung der Schilddrüsenfunktion sowie die Radiojodtherapie gut- und bösartiger Schilddrüsenerkrankungen. Zu diesem Zweck führt die Abteilung 8 Betten, in denen die Behandlung mit radioaktiven Stoffen erfolgen kann. Enge Kooperation besteht mit der Abteilung Endokrinologie der Klinik für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechsel sowie der Klinik für Allgemeinchirurgie. Informationen über Schilddrüse

Nebenschilddrüsen:
Lokalisation von gutartigen Vergrößerungen und Tumoren der Nebenschilddrüse mittels Ultraschall und szintigrafischer Verfahren.

Nebennieren:
Funktionelle Untersuchung raumfordernder Prozesse des Nebennierenmarks und der Nebennierenrinde.

Kardiologie:
Zum Nachweis oder Ausschluß von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels und zur Überprüfung des Vorhandensein lebendigen Gewebes und dessen Unterscheidung von narbigem Gewebe. Hierzu wird die sogenannte Myokardszintigrafie in Schnittbild- (SPECT-) Technik eingesetzt. Mit der sogenannten Radionuklidventrikulografie läßt sich die Auswurfleistung des Herzens exakt, objektiver und untersucherunabhängiger als mit allen anderen verfügbaren Verfahren bestimmen.
Informationen über kardiologische Untersuchungen

Herzchirurgie:
Auch hier wird die Myokardszintigrafie vor und nach operativen Maßnahmen zur Verbesserung der Herzdurchblutung zur Überprüfung verbliebenen lebendigen Herzmuskelgewebes und zur Erfolgskontrolle eingesetzt.

Onkologie:
Skelett- und Knochenmarksszintigrafie dienen zum frühen Nachweis von Knochen- bzw. Knochenmarksmetastasen. Rezeptorszintigrafien werden zum Nachweis von neuroendokrinen Tumoren des Verdauungstraktes eingesetzt. Mit der speziell vom Marburger Team entwickelten Gastrin-Rezeptorszintigrafie lassen sich seltene Formen von Schilddrüsentumoren (sogenannte medulläre Schilddrüsen- oder C-Zell-Karzinome) sowie eine Reihe weiterer Tumoren (z. B. kleinzellige Bronchialkarzinome), eine Reihe von Hirntumoren aber auch eine Vielzahl neuroendokriner Tumoren exakt und zuverlässig lokalisieren und bezüglich ihres Ausbreitungsgrades einschätzen. In der Kinderheilkunde spielt der Nachweis von Tumoren des Nebennierenmarks (sogenannte Neuroblastome) mit MIBG eine wichtige Rolle. Viele der genannten Radiopharmaka lassen sich auch therapeutisch einsetzen.

Pulmologie:
Lungenembolie-Diagnostik auch in Notfallbereitschaft, quantitative Bestimmung der Durchblutung der Lunge vor geplanten Lungenoperationen dienen der Einschätzung der verbleibenden Lungenfunktion nach dem operativen Eingriff.

Skelettsystem:
Neben dem Ausschluss bzw. dem Nachweis von Metastasen im Knochen bei bösartigen Erkrankungen leistet die sogenannte Mehrphasen-Skelettszintigrafie einen wesentlichen Beitrag zur Diagnose entzündlicher Knochen- und Gelenkprozesse sowie von vermuteten, auf Röntgenbildern nicht ohne weiteres nachweisbaren Knochenbrüchen.

Urologie/Nephrologie:
Nuklearmedizinische Methoden wie die Nierenfunktionsszintigrafie, die statische Nierenszintigrafie und die Nierenperfusionsszintigrafie dienen der Bestimmung der seitengetrennten Nierenfunktion mit quantitativer Messung der Gesamt- sowie der Teilfunktionen der Einzelnieren bzw. einzelner Abschnitte dieser. Inwieweit Verengungen der Nierenschlagadern (sogenannte Nierenarterienstenosen) an der Entstehung eines Bluthochdrucks beteiligt sind, kann ebenfalls durch bestimmte nuklearmedizinische Untersuchungsverfahren geklärt werden.

Neurologie:
Die Emissionscomputertomografie des Gehirns dient der Messung der lokalen Hirndurchblutung, auch der Diagnose des Hirntods – dies auch in Notfallbereitschaft. Weiterhin lassen sich eine Vielzahl neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen auf diese Art und Weise besser eingrenzen. Der Stoffwechsel von Botenstoffen im Gehirn bei sogenannten Neurotransmittern lässt sich ebenfalls exakt quantifizieren. Dies erlaubt bei einer Vielzahl neurologischer Erkrankungen eine sichere Diagnose, lange bevor diese durch klinische Symptome bzw. andere Untersuchungsverfahren gestellt werden könnte. Dies gilt insbesondere für Erkrankungen aus dem Parkinsonschen Formenkreis.

Gastroenterologie:
Außer den oben bereits unter Onkologie erwähnten Rezeptorszintigrafien werden Funktionsszintigrafien der Leber, der Milz sowie des sonstigen Verdauungstraktes durchgeführt. Magenschleimhaut kann in Darmabschnitten, wo diese nicht hingehört bzw. Krankheitssymptome verursacht lokalisiert werden. Blutungsquellen im Magen-/Darmtrakt können lokalisiert werden.

Entzündungsdiagnostik:
Suche nach entzündlichen Prozessen mit einer Vielzahl von Untersuchungsverfahren inklusive der Verwendung körpereigener, radioaktiv markierter weißer Blutzellen.

 

PET/CT

Mit einer besonderen Kamera (PET/CT) wird die Verteilung einer speziellen radioaktiven Substanz im Körper gemessen. Aus dem Verteilungsmuster lassen sich Rückschlüsse auf eine mögliche Erkrankung ziehen.
Der verwendete Stoff ist ein spezielles Fluor mit einer Halbwertzeit von 110 Minuten. Das bedeutet, dass nach etwa 2 Stunden nur noch die Hälfte der Anfangsmenge vorhanden ist. Zusätzlich wird in den ersten wenigen Stunden ein großer Teil des Stoffes über den Urin ausgeschieden.
Bei der kombinierten Untersuchung mit PET und CT wird im gleichen Untersuchungsgang eine Computertomografie (CT) durchgeführt. Je nach Fragestellung und Voruntersuchungen kann diese als Schwächungs-CT oder als diagnostische CT mit Kontrastmittel durchgeführt werden.
Ein Röntgenkontrastmittel wird bei Computertomografien eingesetzt, um anatomische Strukturen besser erkennen und unterscheiden zu können.

Diagnostik und Therapie mit PSMA-Liganden
Als eines der Gründungsmitglieder des Konsortiums der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin zur Durchführung der Lu-177-PSMA-Therapie ist die Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikum Marburg Mitverfasser der Konsensus-Empfehlung zur standardisierten PSMA-Liganden-Therapie und verfügt über mehrjährige Erfahrung mit dieser innovativen Behandlungsform.
Durch den integralen Einsatz der Gallium-68- und/oder Cu-64-PET/CT-Diagnostik im Vorfeld einer Lu-177-Liganden-Therapie kann das Prinzip von Diagnostik und Therapie, „Theragnostik“ genannt - individuell für jeden Patienten abgestimmt und optimiert angewendet werden, so zum Beispiel selektiv nach intraarterieller Gabe einer zielgerichteten Radiopharmakon-Injektion in Lebergefäße bei neuroendokrinen Tumoren.
PSMA-Diagnostik und PSMA-Therapie sind neben der Anwendung in der klinischen Routine auch eines der Haupt-Forschungsgebiete der Klinik für Nuklearmedizin, die auch standortübergreifend das Universitätsklinikum Gießen mit einbeziehen.
So kann gewährleistet werden, dass jedem Patienten eine individuelle, tumorgerichtete Radionuklid-Therapie unter größtmöglicher Sorgfalt und damit geringen Nebenwirkungen zu Gute kommen kann.

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Nuklearmedizinische Therapie

Nuklearmedizinische Therapieverfahren sind Standard bei der Behandlung gut- und bösartiger Schilddrüsenerkrankungen. In jüngerer Zeit haben sich deutliche Fortschritte auf dem Gebiet der Therapie von bösartigen Tumoren des blutbildenden Systems und der Lymphdrüsen (sogenannte Lymphome) ergeben. Die Radioimmuntherapie der Non-Hodgkin-Lymphome stellt einen wissenschaftlichen wie klinischen Schwerpunkt der Klinik für Nuklearmedizin der Universität Marburg dar. Weiterhin haben nuklearmedizinische Therapien mit radioaktiv markierten rezeptorbindenden Peptiden bei neuroendokrinen Tumoren des Verdauungstraktes sowie beim medullären Schilddrüsenkarzinom vielversprechende Ergebnisse erbracht. Auch die Durchführung dieser Therapie stellt einen Arbeitsschwerpunkt der Marburger Klinik dar. Weiterhin können entzündliche Gelenkerkrankungen fortgeschritten ins Skelett, metastasierte Tumorerkrankungen mit im Vordergrund stehender Schmerzsymptomatik für den Patienten, Tumoren des Nebennierenmarks, die Bechterewsche Erkrankung und eine Reihe weiterer Erkrankungen sicher, nebenwirkungsarm und effektiv mit nuklearmedizinischen Methoden therapiert werden.