Urodynamik
Die Urodynamik untersucht Funktionsstörungen der Blasenfüllung und -entleerung beider Geschlechter, wie auch anatomische Lageveränderungen der weiblichen Beckenorgane. Im Wesentlichen finden sich folgende Krankheitsbilder:
- Blasenhyper- bzw. hyposensibilität (verstärkter Harndrang bzw. vermindertes Füllungsempfinden)
- Reduzierte Blasenkapazität (z.B. nach Bestrahlung des Unterbauches oder bei interstitieller Cystitis)
- fehlende oder unvollständige Blasenentleerung
- Inkontinenzformen (mangelnde Fähigkeit, Urin zu halten):
- Belastungsinkontinenz (insbesondere beim Husten, Niesen, Lachen, Treppensteigen, ...)
- Dranginkontinenz (Auftreten eines nicht zu unterdrückenden Harndrangs)
- Obstruktive oder funktionelle Überlaufinkontinenz
- Reflexinkontinenz (meist nach Schädigung des Rückenmarks oder bei Multipler Sklerose)
- Kindliche Inkontinenz
- Genitalprolaps der Frau mit Blasensenkung, Scheiden- und/ oder Gebärmuttervorfall
Die Cystomanometrie (Blasendruckflussmessung) stellt die zentrale Funktionsdiagnostik zur Beurteilung der Blasenspeicher- wie -entleerungsfähigkeit dar. Daneben gibt die vaginale Untersuchung bei Frauen über die anatomischen Verhältnisse und Lageänderungen der Beckenorgane Aufschluss. Therapeutisch stehen unterschiedliche Konzepte zur Verfügung:
- Medikamentöse Verfahren - beispielsweise zur Ruhigstellung der Blase oder zur Verbesserung des Harnröhren-verschlusses
- Krankengymnastisches Beckenbodentraining, Elektrostimulation (z.B. Therapie mit eBlasenschrittmacher) und Biofeedback-Training zur besseren Kontrolle des Blasenverschlussapperates
- Verordnung von Inkontinenzpessaren oder -tampons
- Minimalinvasive Verfahren wie beispielsweise das Unterspritzen der Harnröhre zur besseren Dichtigkeit
- Anleitung zum Selbstkatheterismus
- operative Verfahren zur Wiederherstellung der Kontinenz durch die Implantation von Bändern bei Mann und Frau
- Korrektur der anatomischen Verhältnisse minimalinvasiv durch Bänder und Netze bis hin zur Kolposakropexie (Bauchoperation zur Streckung der Scheide in Richtung Kreuzbein) beim Genitalvorfall der Frau
- Injektionstherapie mit Botulinumtoxin Typ A zur Minderung einer Blasenüberaktivität, welche oftmals mit Urinverlust assoziiert ist.