Lungenemphysemzentrum
COPD und Lungenemphysem
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist sowohl in Deutschland als auch weltweit eine häufige Erkrankung. Sie ist eine chronische Atemwegs- und Lungenerkrankung, ist nicht heilbar und schreitet in der Regel mit zunehmendem Alter weiter fort. Gekennzeichnet ist die Erkrankung durch eine dauerhafte Entzündung und Verengung der Atemwege (chronische Bronchitis) und/oder eine Zerstörung des Lungengewebes/Lungenbläschen (Lungenemphysem) mit Lungenüberblähung.
Die Erkrankten leiden unter typischen Beschwerden wie Husten, Auswurf und Atemnot unter körperlicher Belastung, die im weiteren Krankheitsverlauf auch in Ruhe auftreten kann. Die Hauptursache der COPD ist das aktive Inhalieren von Tabakrauch. Aber auch Passivrauchen, Einatmen von Schadstoffen und Umweltgiften sowie häufige Atemwegsinfektionen und genetische Faktoren können die Krankheitsentstehung und ihren Verlauf beeinflussen.
Die Standardtherapie beinhaltet neben dem konsequenten Tabakstopp und Schutzimpfungen eine medikamentöse, meist inhalative Therapie. Wenn möglich, sollte die Maßnahmen zusätzlich mit einem Rehabilitationsprogramm und/oder einer Bewegungstherapie (Lungensport) ergänzt werden. Trotz dieser Therapie bleiben Erkrankte aufgrund ihrer Atemnot in den fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung in ihrer Belastbarkeit und Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Ursache hierfür ist die meist ausgeprägte chronische Überblähung der Lunge im Rahmen des Lungenemphysems.
Dr. Angélique Holland
Leiterin des Emphysemzentrums
Prof. Dr. Andreas Kirschbaum
Stellvertretender Leiter
Lungenvolumenreduktion
Im Falle eines ausgeprägten Lungenemphysems mit schwerer Überblähung stellt die Lungenvolumenreduktion (LVR) eine mögliche zusätzliche Therapieoption dar.
Ziel der LVR ist es, durch Verkleinerung oder Entfernung von stark emphysematös veränderten Lungenarealen die Überblähung zu vermindern, Atemnot zu lindern und die Leistungsfähigkeit der Atemmuskulatur zu verbessern. Zur Verkleinerung dieser Areale können endoskopische Verfahren wie Lungenventile, Coils oder Wasserdampf eingesetzt werden. Die Volumenreduktion speziell durch Lungenventile hat im Vergleich zu allen anderen Verfahren den großen Vorteil, dass es ein reversibles Verfahren ist, d.h. es kann in besonderen Fällen rückgängig gemacht werden. Lungenventile werden mit Hilfe eines Bronchoskopes in die Bronchien eingesetzt. Sie verschließen sich beim Einatmen, um sich beim Ausatmen wieder zu öffnen. So kann keine neue Luft in die überblähten Lungenareal gelangen und die vorhandene Luft kann langsam entweichen. Hierdurch nimmt das Volumen des überblähten Lungenareales deutlich ab, im besten Fall wird es komplett luftleer. In dem hierdurch gewonnenen Platz im Brustkorb können sich die gesunden Lungenareale besser ausdehnen und die Atemmuskulatur kann effektiver arbeiten.
Durch eine Operation in Vollnarkose können die betroffenen Lungenareale auch entfernt werden. In der Regel kann der Eingriff minimal - invasiv durchgeführt werden. Bei allen Eingriffen kommt ein Klammernahtgerät mit verstärkten Nachladeeinheiten zum Einsatz. Diese sollen Luftleckagen nach der Operation vermeiden helfen. Die durchschnittliche stationäre Aufenthaltsdauer nach solchen Operationen beträgt 10 Tage.
Ist eine Lungenvolumenreduktion möglich?
Die Einschätzung, ob eine Lungenvolumenreduktion möglich, sinnvoll und zielführend und welches der Verfahren am besten geeignet ist, erfolgt in unserem Lungenemphysemzentrum. Der persönliche Erstkontakt und ein ausführliches Beratungsgespräch mit Screeninguntersuchungen (Blutuntersuchung, Lungenfunktion, 6-Minuten-Gehtest) finden in unserer ambulanten Emphysemsprechstunde statt. Ergänzt wird die Evaluation durch spezielle Untersuchungen (hochauflösende Computertomographie der Lunge, Perfusionsszintigraphie, Herzultraschall und eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie)) im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes. Ein Expertenteam (aus den Fachabteilungen Pneumologie, Thoraxchirurgie, Radiologie) entwickelt dann in unserem Emphysemboard eine individuelle Therapieempfehlung.
Qualitätssicherung
Das Lungenemphysemzentrum Marburg ist Mitglied im Lungenemphysemregister e.V.,
ein Verein, der sich herstellerunabhängig für die Verbesserung der Therapiequalität von COPD und schweren Lungenemphysem engagiert und die Versorgungsforschung fördert.
Ziel ist es, neue Behandlungsmethoden der interventionellen Lungenemphysemtherapie auf höchstem Niveau anzubieten und in einem gemeinsamen Register zu dokumentieren.
Das Lungenemphysemregister e.V. arbeitet mit den Berufsverbänden Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP), Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie e.V. (DGT), Deutsche Röntgengesellschaft e.V. (DRG), Verein pneumologischer Kliniken (VPK) und dem Berufsverband der Pneumologen (BDP) zusammen.
Emphysemsprechstunde
Medizinische Poliklinik: Haupteingang, Ebene -1, Aufzug 21
Mittwoch: 8.00 - 12.00 Uhr
Terminvereinbarung:
Fon: 06421 – 5867900
Email: Gamze.Adibelli@uk-gm.de
Team
Leiterin Emphysemzentrum
Dr. Angélique Holland
Email: holland@med.uni-marburg.de
Stellvertretender Leiter Emphysemzentrum
Prof. Dr. Andreas Kirschbaum
Email: akirschb@med.uni-marburg.de