Kreuzbandriss
Ruptur, Ersatz des vorderen / hinteren Kreuzbandes
Insbesondere durch die in den letzten Jahren zugenommene Verbreitung von Modesportarten wie Mountainbiking, Ski und Snowboardfahren, aber auch Fußball und Handball sind Verletzungen des Kreuzbandapparates relativ häufig vorkommende Verletzungen des Kniegelenkes. Ein möglicher Verletzungsmechanismus liegt in einem Verdrehtrauma des Kniegelenkes bei am Boden fixiertem Unterschenkel. Es kommt zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung und Ergussbildung im Kniegelenk. Der Patient selbst bemerkt ggf. ein Instabilitätsgefühl mit Wegknicken des Beines (sog. Giving-way). Durch die präzise Untersuchung durch unsere Kniespezialisten kann oft schon anhand der Anamnese und der eingehenden klinischen Untersuchung die Verletzung diagnostiziert werden. Zum Ausschluß einer begleitenden knöchernen Verletzung werden Röntgenbilder des Kniegelenkes durchgeführt. In vielen Fällen ist es notwendig eine Kernspintomografie anzuschließen, um weitere Begleitverletzungen zu diagnostizieren.
Das gesunde Kreuzband verhindert das nach vorne Weggleiten des Oberschenkels vom Unterschenkel und stabilisiert so das Kniegelenk. Zudem finden sich im Kreuzband wichtige Sensoren (sog. Propriozeptoren), die dem Körper Informationen über die momentane Stellung des Beines vermitteln. Ist eine ausreichende Stabilität des Gelenkes nicht mehr gegeben, folgt unweigerlich der vermehrte Verschleiß der Menisken und des Gelenkknorpels. Aus diesem Grund empfehlen wir ein gerissenes Kreuzband bei aktiven Patienten mit Instabilitätsgefühl zu ersetzen.
Abb. 15: Eingezogene VKB-Plastik aus der körpereigenen Semitendinosus Sehne
An körpereigenen Sehnen stehen zur Verfügung:
- Primär die Semitendinosus Sehne, ggf. in Verbindung mit der Gracilis Sehne.
Hierbei werden bei der Arthroskopie über einen weiteren kleinen Schnitt an der Innenseite des Schienbeines die Sehnenstümpfe (M. semitendinosus) aufgesucht und mit einem speziellem Entnahmeinstrument entnommen. Ist die entnommene Sehne nicht kräftig genug, entnehmen wir eine weitere Sehne (M. gracilis).
In einem weiteren Schritt werden die Muskelreste vom Sehnengewebe sorgfältig entfernt und nach einer speziellen Technik zusammengelegt und vernäht. Das so hergestellte Transplantat wird entsprechend vermessen, um so die Bohrkanäle zur Fixierung im Knochen individuell abzustimmen.
Dann wird das gefertigte Transplantat durch die Bohrkanäle in das Kniegelenk eingezogen und entsprechend fixiert (TightRope® Fa. Arthrex). Im Anschluß wird das Gelenk nochmals ausgiebig gespült, Drainagen werden eingelegt und die Wunden mittels Naht verschlossen.
Der Vorteil der Semitendinosussehne liegt in der höheren Elastizität der Ersatzplastik und den geringeren postoperativen Problemen an der Entnahmestelle. Bei zusätzlicher Verwendung der M. gracilis Sehne beträgt die theoretische Reißfestigkeit des Transplantates durchschnittlich bei knapp 4000 N (original Kreuzband 2200 N).
Der Operateur legt anhand des intraoperativen Befundes die postoperative Behandlung fest. Wettkampfsport kann nach 6-9 Monaten, Lauftraining und Radfahren nach 9-12 Wochen betrieben werden.
- Darüber hinaus finden noch die Patellasehne und die Quadricepssehne Verwendung.
Hierbei wird aus dem knöchernen Ansatz der Sehne an Unterschenkel und Kniescheibe ein ca. 1 cm breiter Streifen entfernt, aus dem wiederum das Transplantat zum Kreuzbandersatz gefertigt wird. Diese Verfahren verwenden wir überwiegend in der Revisionschirurgie des Kreuzbandes (Ruptur des Kreuzbandersatzes). Nachteile der Patellasehne bestehen an der Entnahmestelle (vorderer Knieschmerz, Schmerz bei knieender Körperhaltung) und der im Vergleich zum Originalkreuzband geringeren Elastizität.