Ein Unternehmen der RHÖN-KLINIKUM AG
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Alterstraumatologie

Das Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie ist auch als Zentrum für Alterstraumatologie zertifiziert.
 

1. Sprechzeiten und Kontaktdaten:

Terminvereinbarung in der Sprechstunde für Komplexe Traumatologie und berufsgenossenschaftliches Heilverfahren.

Sprechzeiten: Dienstag 8:30-12:00 Uhr

Tel.: 06421/58-62200 (8:00 -15:30 Uhr)

Fax: 06421/58-67007

E-Mail: zpmort@med.uni-marburg.de

Sollten sie Fragen oder Anregungen bezüglich ihrer Behandlung oder der Behandlung ihrer Angehörigen haben, stehen wir ihnen selbstverständlich jederzeit zur Verfügung.

Wie Sie uns finden:

Die Poliklinik des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie kann erreicht werden über Aufzug / Treppe 22, Ebene -1.
Auf dieser Ebene ist die Poliklinik am Aufzug beschildert.
 

2. Team:

Schwerpunktleiter:
Hr. OA Dr. med. Rene Aigner, aignerr@med.uni-marburg.de

Stellvertretender Schwerpunktleiter:
Hr. OA Prof. Dr. med. Christopher Bliemel, bliemel@med.uni-marburg.de

Assistenzärzte:
Fr. OÄ Dr. med. Juliana Hack, hackj@med.uni-marburg.de
Fr. Dr. med. Maria Erica Hevia Vaca, hevia@med.uni-marburg.de


Allgemeines:

Die Alterstraumatologie befasst sich mit Verletzungen im höheren Alter und deren Folgen. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in den Industrieländern wächst der Anteil der älteren Menschen stetig. Dabei werden die Menschen nicht nur älter, sondern sind auch zunehmend bis ins höhere Alter aktiv und selbstständig.  Diese Entwicklung ist natürlich erfreulich, führt jedoch zu einer steigenden Anzahl von Verletzungen älterer Menschen.


Bevölkerungspyramide in Deutschland 2014 und 2040, Quelle Destatis

Im Alter nimmt die Dichte, Festigkeit und Elastizität des Knochens ab (Osteoporose), so dass schon einfache Stürze zu schweren Verletzungen und Knochenbrüchen führen können. Außerdem steigt mit höherem Alter die Häufigkeit von chronischen Erkrankungen, die zu Gangunsicherheit und erhöhter Fallneigung führen können.


3. Leistungsspektrum:

Im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie besteht ein alterstraumatologischer Schwerpunkt. Das Leistungsspektrum umfasst die konservative und operative Therapie sämtlicher Frakturen und Unfallfolgen von Patienten höheren Alters. Nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch in der Forschung besitzt die Klinik großes Renomee. Verschiedene Arbeitsgruppen setzen sich mit der Therapie der Osteoporose, der Knochenbruchheilung im Alter, der Stabilität verschiedener Operationsverfahren und dem Verlauf der Rehabilitation auseinander.

Vom 10. - 11. März 2016 fand in Marburg unter Leitung des Klinikdirektors Prof. Dr. S. Ruchholtz und von Prof. Dr. R. Püllen aus Frankfurt der internationale Alterstraumatologiekongress unter dem Motto "Gemeinsam Handeln - Mobilität bewahren - Lebensqualität erhalten" statt. Weitere Informationen finden Sie unter: alterstraumatologie-kongress.de.


4. Kooperationen:

Aufgrund häufiger Nebenerkrankungen mit entsprechender Medikamenteneinnahme und der Tatsache, dass Operationen im hohen Alter häufig nicht so gut verkraftet werden, kommt der Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen und Berufsgruppen in der Alterstraumatologie ein besonderer Stellenwert zu.
Das Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie kooperiert daher seit langer Zeit mit der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin. Mit schonenden Narkoseverfahren und engmaschiger Überwachung nach der Operation kann so ein wichtiger Grundstein für eine optimale Genesung nach Operationen im hohen Alter gesetzt werden. Um in der Phase nach der Operation die Genesung weiterhin zu fördern und den Bedürfnissen geriatrischer Patienten gerecht zu werden, besteht im Zentrum für Alterstraumatologie eine Kooperation mit der altersmedizinischen Abteilung (Geriatrie) des Diakonie Krankenhauses in Wehrda. Die Behandlung der Osteoporose erfolgt gemeinsam mit den Mitarbeitern des Schwerpunktes Osteologie der Klinik für Gynäkologie des Hauses.


Gemeinsame unfallchirurgisch-geriatrische Visite auf der Station 125

Für Patienten, die so schwer verletzt sind, das eine reibungslose Wiedereingliederung ins häusliche Umfeld nicht möglich ist, haben wir eine stationäre Weiterbehandlung in der Hessischen Berglandklinik in Bad Endbach und im Diakoniekrankenhaus in Marburg Wehrda etabliert. Die Weiterbehandlung dient zur Überbrückung  und gewährleistet eine lückenlose Weiterbehandlung zur Optimierung der Versorgung.


4. Fallzahlen:

Es werden jedes Jahr etwa 500 Patienten mit Brüchen des Oberschenkels, des Oberarmes, des Unterarmes, der Wirbelsäule, des Beckens und zunehmend auch Brücke bei einliegender Hüft- oder Knieprothese behandelt. Aufgrund der oben skizzierten Bevölkerungsentwicklung nimmt die Zahl älterer Patienten mit Knochenbrüchen stetig zu.


5. Informationen zu Erkrankungen und Therapieoptionen:

Therapieziele:

Wichtigste Ziele in der Behandlung geriatrischer Patienten, sind eine möglichst rasche Wiedereingliederung in den Lebensalltag und eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Dazu muss die Selbstständigkeit im Alltag und die Mobilität, die vor dem Unfall bestand, wiedererlangt werden. Längere Ruhigstellungen und Entlastungsphasen müssen dabei vermieden werden. Damit die Patienten die verletzte Körperregion wieder belasten können ist häufig eine operative Therapie nötig. In unserer Klinik werden Spezialimplantate verwendet, die eine gute Verankerung im gealterten Knochen ermöglichen. Zudem werden von uns Verfahren minimal-invasive Verfahren gewählt die möglichst schonend für die umliegenden Weichteile sind.
Alle Berufsgruppen und oben genannten Fachdisziplinen arbeiten gemeinsam mit den Patienten daran, nach einer Operation möglichst rasch wieder mobil zu werden.


Mobilisierung nach Operation bei Oberschenkelhalsbruch
 

Im Folgenden möchten wir sie über einige typische Verletzungsformen im Alter und ihre Therapiemöglichkeiten informieren:

1. Hüftgelenksnahe Oberschenkelbrüche (z.B. Oberschenkelhalsbruch)

Hüftgelenksnahe Brüche sind die häufigsten Brüche älterer Patienten. Sie betreffen häufig Patienten, die schon vor der Operation nur eingeschränkt mobil und stark vorerkrankt waren. Daher ist es für die Patienten und auch die Therapeuten eine besondere Herausforderung, die Patienten nach einem solchen Bruch zu mobilisieren. Zunächst ist jedoch eine Operation notwendig, bei der je nach Lokalisation des Bruches entweder das Hüftgelenk ersetzt wird, oder der Bruch mit einem Nagel stabilisiert wird.


Versorgung eines Schenkelhalsbruches mit einer Hüftprothese


Oberschenkelbruch vor und nach Operation mit einem Marknagel
 

2. Becken- und Hüftpfannenbrüche:

Einfache, nicht verschobene Brüche des Beckens können zumeist ohne Operation behandelt werden. Es muss jedoch mit hartnäckigen Schmerzen und erschwerter Mobilisation gerechnet werden. Daher ist auch bei konservativer Therapie nicht selten eine stationäre Behandlung notwendig. Bei anhaltenden Schmerzen trotz Schmerzmittelgabe oder verschobenen, instabilen Brüchen, ist häufig eine Operation notwendig. Die operative Behandlung von Becken- und Hüftpfannenbrüchen ist anspruchvoll. Professsor Ruchholtz, der Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie, ist ein anerkannter Spezialist auf diesem Gebiet. Gemeinsam mit anderen Kollegen wurden verschiedene minimal-invasive Verfahren entwickelt, Beckenbrüche zu operieren. Vorteile sind eine kürzere Operationsdauer, weniger Blutverlust und Komplikationen sowie eine schnellere Genesung nach dem Unfall.


Minimal-invasive Operation bei einem instabilen Beckenbruch
 

3. Brüche bei einliegender Hüft- oder Knieprothese (Periprothetische Frakturen):

Aufgrund der zunehmenden Zahl einliegender Gelenkprothesen, kommt es bei Stürzen zunehmend zu Brüchen um diese Prothesen. Auch hier ist zumeist eine Operation notwendig. Sollte die Prothese noch fest im Knochen verankert sein, ist es möglich, die Prothese zu belassen und den Bruch mit einer – speziell dafür vorgesehenen – Platte minimal-invasiv zu stabilisieren.


Operation einer periprothetischen Fraktur mit einer speziellen Platte

Sollte die Prothese gelockert sein, muss diese gewechselt werden. Eingriffe mit Wechsel einer Prothese sind deutlich aufwändiger im Vergleich zur Erstimplantation einer Prothese oder oben genannten Operation mit einer Platte. Es ist somit nicht eine hohe Expertise des Operateurs von Nöten, sondern auch mit einer verlängerten Erholungsphase und Rehabilitation nach der Operation zu rechnen.


Implantation einer Spezialprothese bei periprothetischer Fraktur und Lockerung der Prothese
 

4. Oberarmkopfbrüche:

Oberarmkopfbrüche entstehen zumeist bei Stürzen auf den ausgestreckten Arm. Stabile und unverschobene Brüche, die ungefähr die Hälfte aller Brüche ausmachen, können konservativ – also ohne Operation – behandelt werden. Nach einer kurzen Phase der Ruhigstellung wird dann mit einem Physiotherapeuten im Regelfall zu Hause der Arm therapiert, bis die Schulterfunktion wieder hergestellt ist. Wichtig ist es, im Verlauf eine Röntgenkontrolle durchzuführen, da es bei diesen Brüchen manchmal zu einer Verschiebung im Verlauf kommt, die eine Operation erforderlich macht.
Bei instabilen oder verschoben Brüchen wird eine Operation empfohlen. Die meisten Brüche können gut mit einer speziellen Platte versorgt werden. Dabei erfolgt die Implantation minimal-invasiv über kleine Hautschnitte.


Stabilisierung eines Oberarmkopfbruches mittels Platte durch kleine Hautschnitte

Bei besonders schlimmen Bruchformen und sehr schlechter Knochenqualität ist manchmal sogar die Implantation einer Schulterprothese notwendig. Dabei wird zumeist eine sogenannte inverse Schulterprothese implantiert, bei der Schulterpfanne und Oberarmkopf sozusagen vertauscht werden.


Implantierte inverse Schulterprothese nach kompliziertem Oberarmkopfbruch


Prävention erneuter Brüche:

Ein bedeutendes Ziel der Behandlung unserer Patienten ist die Prävention weiterer Brüche. Es ist dabei wichtig, die häufig zugrunde liegende Osteoporose zu behandeln. Geriatrische Patienten werden daher in unserer Klinik in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Osteologie auf das vorliegen einer Osteoporose überprüft und ggf. eine entsprechende Behandlung eingeleitet.


Knochendichtemessung in unserer Klinik