Harnblasenkarzinom
Häufigkeit und Risikofaktoren
Das Harnblasenkarzinom (umgangssprachlich Blasenkrebs) ist innerhalb der Urologie nach dem Prostatakarzinom die zweithäufigste Tumorerkrankung. Insgesamt steht es an fünfter Stelle aller Karzinome, was die Häufigkeit angeht. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 70 Jahren.
Der wichtigste Risikofaktor, am Harnblasenkarzinom zu erkranken, ist das Rauchen. Raucher haben ein vierfach erhöhtes Erkrankungsrisiko gegenüber Nichtrauchern. Auch die Einwirkung bestimmter Farbstoffe und Chemikalien spielt nachgewiesenermaßen eine Rolle (aromatische Amine). Daher kann es unter bestimmten Umständen als Berufserkrankung anerkannt werden.
Für einige Medikamente und chronische entzündliche Prozesse der Blase wurde ebenfalls ein Einfluss auf die Krankheitsentwicklung gezeigt.
Symptome
Das wichtigste Leitsymptom des Harnblasenkarzinoms ist das schmerzlose Vorkommen von Blut im Urin, die sog. Makrohämaturie. Auch Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen oder häufiger Harndrang können vorkommen. Weitere Anzeichen wie Schmerzen im Unterbauch treten in der Regel erst bei weit fortgeschrittener Erkrankung auf.
Diagnostik
Nach Anamnese, körperlicher Untersuchung und Ultraschall sollte bei jeder schmerzlosen Makrohämaturie eine Blasenspiegelung zur Abklärung erfolgen, eine sog. Zystoskopie. Hiermit lassen sich Tumoren der Harnblase am sichersten darstellen. Diese Methode kann durch die Verwendung der Chemikalie Aminolävulinsäure zusätzlich verbessert werden. Sie reichert sich in den Tumorzellen an, die dann unter Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge fluoreszieren (photodynamische Diagnostik, PDD).
Außerdem kann während der Blasenspiegelung eine Urinspülprobe gewonnen werden, die auf losgelöste Tumorzellen untersucht wird (Spülzytologie).
Bei fortgeschrittenen Stadien ist zusätzlich eine Schnittbilddiagnostik erforderlich: Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.
Therapie
In jedem Fall erfolgt als erste Maßnahme eine sog. transurethrale Resektion der Blasenschleimhaut (TUR-B). Darunter versteht man die endoskopische Abtragung von tumorösem Gewebe mit einer elektrischen Schlinge durch die Harnröhre. Dies ist gleichzeitig Diagnostik und Therapie, weil man mit dieser Methode feststellt, wie tief der Tumor in die Blasenwand eingewachsen ist. In 75 % der Fälle handelt es sich noch um oberflächliche - nicht muskelinvasive - Tumore, 20 % sind bei Erstdiagnose in die Muskulatur eingewachsen; nur 5 % sind bereits metastasiert.
Im Anschluss an die TUR-B richtet sich das weitere Vorgehen nach dem Gewebebefund. Bei oberflächlichen Tumoren wird meist im Abstand von vier bis sechs Wochen eine zweite Resektion angeschlossen; hinzu kommt die lokale Gabe eines Chemo- oder Immuntherapeutikums in die Blase, um die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens von Tumoren zu reduzieren.
Bei muskelinvasiven Tumoren stellt die Zystektomie, die operative Entfernung der Harnblase im Ganzen, die Methode der Wahl dar. Zur anschließenden Rekonstruktion der Harnableitung gibt es verschiedene Verfahren; diese reichen von der einfachen inkontinenten Ausleitung der Harnleiter aus der Haut bis hin zum kontinenten orthotopen Blasenersatz, der sog. Neoblase aus einem Stück Dünndarm.
Ist der Tumor bereits metastasiert, stehen Chemotherapie und gegebenenfalls Bestrahlung im Vordergrund.
Nachsorge
Oberflächliche Harnblasentumoren lassen sich mittels endoskopischer Therapie erfreulicherweise sehr gut kontrollieren, neigen jedoch zu häufigen Lokalrezidiven. Daher sind Nachsorgeuntersuchungen mittels Zystoskopien erforderlich.
Nach einer Zystektomie besteht die Nachsorge aus körperlicher Untersuchung, laborchemischen Kontrollen, Ultraschalluntersuchungen und radiologischer Bildgebung.