Patienteninformation Kolorektales Carcinom (Darmkrebs)
Das kolorektale Carcinom stellt sowohl bei Frauen als auch bei Männern die zweithäufigste Krebserkrankung dar und tritt meistens zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf. Die ersten Symptome sind häufig unspezifisch, meistens handelt es sich um Blutabgänge mit dem Stuhlgang, Stuhlunregelmäßigkeiten oder Veränderungen beim Stuhlgang. Die Diagnose wird durch eine Dickdarmspiegelung gestellt, im Rahmen derer mehrere Gewebeproben entnommen werden und anschließend durch die Pathologen mikroskopisch begutachtet werden. Die Diagnose eines Kolorektalen Carcinoms bedeutet für den Patienten immer einen Einschnitt in sein alltägliches Leben. Umso wichtiger ist es, bei der Behandlung und Betreuung dieser Patienten die Expertise mehrerer Fachdisziplinen zu bündeln, um eine optimale Behandlung zu garantieren. An der Behandlung beteiligt sind Chirurgen, Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Stomaschwestern, Physiotherapeuten und Diätassistenten. Im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz, welche zweimal wöchentlich stattfindet, werden für jeden Patienten maßgeschneiderte Behandlungskonzepte entsprechend der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse erarbeitet. Besonders wichtig ist diese "Interdisziplinarität" bei der Behandlung der Mastdarm-Carcinome (Rektum-Carcinome), bei denen häufig vor der Operation eine Chemotherapie und Bestrahlung durchgeführt wird, um erstens den Erhalt des natürlichen Schließmuskels zu ermöglichen und um zweitens das Risiko eines Wiederauftretens des Tumors (Rezidiv) zu senken. Von Seiten der Chirurgie ist die radikale Tumorentfernung mitsamt der benachbarten Lymphbahnen und Lymphknoten essentiell bei der Tumorbehandlung. Nicht selten liegt die Ursache eines Wiederauftretens des Tumors in einer inadäquat durchgeführten Primäroperation.
Das exakte Operationsverfahren hängt von der Lokalisation des Tumors ab (z. B. Hemikolektomie rechts bei einem rechtsseitigen Dickdarmkrebs, Hemikolektomie links bei einem linksseitigen Dickdarmkrebs, Sigmaresektion bei einem Carcinom des S-förmigen Dickdarmes). Bestimmte Operationen können hierbei auch minimal-invasiv durchgeführt werden. Des Weiteren werden die allermeisten Patienten entsprechend des "Fast-track"-Konzeptes behandelt, was die postoperative Genesung deutlich beschleunigt und den stationären Aufenthalt deutlich verkürzen kann.
Wie bereits erwähnt ist die Behandlung tief gelegener Mastdarm-Carcinome besonders anspruchsvoll. Hier erfolgt in den meisten Fällen eine Entfernung des Mastdarmes (Rektumresektion) mit Entfernung des umliegenden Lymphgewebes (Totale mesorektale Exzision, TME) unter Schonung der vor dem Steißbein gelegenen Nerven, was postoperative Störungen der Blasen- und Sexualfunktion vermindert. Aufgrund der TME und einer häufig präoperativ durchgeführten Bestrahlung und Chemotherapie (neoadjuvante Behandlung) ist der Erhalt des natürlichen Schließmuskels häufig möglich. Die tief im kleinen Becken angelegte Naht von Dickdarm an Darmausgang stellt jedoch eine äußerst kritische Nahtverbindung dar, so dass zu deren Schutz ein vorübergehender künstlicher Darmausgang (Loop-Ileostoma) im rechten Unterbauch angelegt wird. Dieser wird dann nach sicherer Ausheilung der Nahtverbindung nach etwa 3 Monaten in einer kleinen Operation zurückverlegt.
Ist der Abstand des Tumors zum Schließmuskel zu gering, so muss auch der Schließmuskel mit entfernt werden (Abdomino-perineale Rektumamputation). In diesen Fällen muss dann ein dauerhafter künstlicher Dickdarmausgang angelegt werden.
Die intraoperative Strahlentherapie wird nur an wenigen Zentren in Deutschland, unter anderem auch in Marburg, durchgeführt. Auf diese Weise ist es möglich, in einigen wenigen Fällen eine hohe Strahlendosis unter Schonung von Dünndarm und anderen Organstrukturen direkt an den Tumorsitz zu verabreichen.